Erste Runde der Parlamentswahlen Starke Salafisten überraschen Ägypten

Kairo · Bei der ersten Runde der Parlamentswahlen in Ägypten haben die Salafisten überraschend stark abgeschnitten. Die Partei El Nur, die für eine besonderes strenge Auslegung des Islam eintritt, liegt gleichauf mit dem liberalen Ägyptischen Block und in einigen Wahlkreisen sogar vor der Partei der Muslimbrüder, wie Medien am Donnerstag berichteten.

 Der Andrang bei den Parlamentswahlen war riesig. Nun zeichnen sich erste Trends ab.

Der Andrang bei den Parlamentswahlen war riesig. Nun zeichnen sich erste Trends ab.

Die Verkündung der Ergebnisse wurde unterdessen auf Freitag verschoben. "El Nur - die Überraschung des Augenblicks", titelte die Zeitung "El Schoruk". Bei den ersten freien Wahlen seit sechs Jahrzehnten, die am Montag und Dienstag in rund einem Drittel der Wahlkreise abgehalten worden waren, stimmten Schätzungen zufolge mehr als 20 Prozent für die Salafisten. Die Zeitung "El Ahram" schrieb, El Nur liege in mehreren Wahlkreisen sogar vor der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit der Muslimbrüder.

Die Salafisten, die eine strenge Anwendung der islamischen Gesetze und eine soziale Ordnung nach dem Vorbild der Gefährten des Propheten Mohammed propagieren, gehörten zunächst der Demokratischen Allianz der Muslimbrüder an, bildeten dann jedoch ihr eigenes Wahlbündnis. Insbesondere die christliche Minderheit der Kopten fürchten ein von den Islamisten dominiertes Parlament.

Die Partei der Muslimbrüder erhielt eigenen Angaben zufolge mindestens 40 Prozent der Stimmen. Die islamistische Bewegung war 1954 verboten worden, ist jedoch dank eines landesweiten Netzes von Moscheen, Schulen und Krankenhäusern tief in der Gesellschaft verwurzelt. Vor den Wahlen bekannte sie sich zu einem säkularen, zivilen Staat und der Achtung der Mehrparteiendemokratie.

Der Sprecher von El Nur, Mohammed Nur, bemühte sich am Donnerstag, Vorbehalte gegenüber den Salafisten zu zerstreuen. "Ein Haar auf dem Kopf eines Kopten zu krümmen, widerspricht unserem Programm", sagte Nur. Ägypten kenne "das islamische Gesetz seit 1300 Jahren", dennoch hätten die Kopten dort immer "glücklich leben" können.

Die für den Abend geplante Verkündung der Ergebnisse wurde unterdessen auf Freitag verschoben. Als Grund nannte der Präsident der Wahlkommission, Abdel Moes Ibrahim, die starke Wahlbeteiligung. Die Abstimmung am Montag und Dienstag in Kairo, Alexandria und anderen Landesteilen war die erste von drei Runden für das Unterhaus.

Der Rest des Landes wählt im Dezember und Januar.
Anschließend wird in drei weiteren Runden das Oberhaus gewählt.
Die EU-Außenminister begrüßten in einer gemeinsamen Erklärung den "friedlichen und wohlorganisierten Beginn der Parlamentswahlen".

Zugleich riefen sie den Obersten Militärrat auf, der seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak im Februar das Land beherrscht, die Macht rasch an eine "repräsentative zivile Regierung" mit den nötigen Befugnissen zur Organisation des Übergangs zu übergeben.

(AFP)
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