Nach Besuch von US-Politikerin Pelosi China beginnt Militärmanöver nahe Taiwan

Peking · China hat seine angekündigten Militärmanöver nahe Taiwan nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens begonnen. Taipeh gab bekannt, sich „auf einen Krieg vorzubereiten ohne einen Krieg zu wollen“.

Touristen beobachten, wie ein chinesischer Militärhubschrauber in der Provinz Fujian an der Insel Pingtan, einem der Taiwan am nächsten gelegenen Punkt des chinesischen Festlands, vorbeifliegt.

Touristen beobachten, wie ein chinesischer Militärhubschrauber in der Provinz Fujian an der Insel Pingtan, einem der Taiwan am nächsten gelegenen Punkt des chinesischen Festlands, vorbeifliegt.

Foto: AFP/HECTOR RETAMAL

Das östliche Militärkommando der Volksbefreiungsarmee berichtete am Donnerstag, in der Meerenge der Taiwanstraße, die Taiwan vom Festland trennt, sowie östlich der Insel seien am Donnerstag weit reichende Geschosse abgefeuert worden. Das Staatsfernsehen meldete, im Osten habe es zur Übung auch „Präzisionsschläge“ gegeben. Die Manöver in den Gewässern um Taiwan sollen bis Sonntag laufen.

Taiwans Verteidigungsministerium erklärte umgehend, die Lage genau zu beobachten. Die Streitkräfte des Inselstaates würden gemäß dem Prinzip handeln, sich „auf einen Krieg vorzubereiten, ohne einen Krieg zu wollen“. Es werde auch keine „Eskalation des Konflikts“ gesucht.

China reagiert mit den Manövern auf einen Taiwan-Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi am Dienstag und Mittwoch. Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses war die ranghöchste US-Vertreterin seit 25 Jahren, die Taiwan einen Besuch abstattete.

Die Regierung in Peking, die Taiwan als Teil des chinesischen Territoriums ansieht, reagierte erbost auf den Besuch und kündigte massive Militärmanöver an. Das sorgte umgehend für Befürchtungen vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Taipeh und Peking, der sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft hat.

Die Außenminister des südostasiatischen Staatenbündnisses Asean warnten am Donnerstag vor Beginn der Militärmanöver, die derzeitige Situation könne zu „Fehlkalkulation, ernsthafter Konfrontation, offenen Konflikten und unvorhersehbaren Konsequenzen zwischen Großmächten führen“. Es müsse jetzt auf jede „provokative Aktion“ verzichtet werden, erklärten die Minister bei einem Asean-Treffen in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh.

Bereits am Mittwoch hatten die G7-Staaten Chinas Reaktion auf Pelosis Besuch kritisiert. „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, einen Besuch als Vorwand für aggressive Militäraktionen in der Taiwanstraße zu nutzen“, erklärten die G7-Außenminister. „Wir sind besorgt über die jüngsten und angekündigten Drohgebärden der Volksrepublik China, (...) die eine unnötige Eskalation riskieren.“

(ahar/AFP/dpa)
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