Italiens Ex-Regierungschef im "Ruby"-Prozess Staatsanwalt fordert sechs Jahre Haft für Berlusconi

Mailand · Im Prozess gegen den früheren italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten hat die Mailänder Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von sechs Jahren Gefängnis gefordert.

Silvio Berlusconi - Zwischen Politik und Gerichtssaal
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Foto: dpa, Julien Warnand

Zudem soll dem 76-Jährigen lebenslang verboten werden, öffentliche Ämter zu bekleiden. Es wird erwartet, dass Berlusconis Verteidigung auf Freispruch plädiert.

Der Multimilliardär hat eine sexuelle Beziehungen zu der besser unter ihrem Künstlernamen "Ruby die Herzensbrecherin" bekannten Karima El Maroug stets bestritten. Die junge Frau ihrerseits hat wiederholt dementiert, sich prostituiert zu haben. Auch habe sie keine sexuellen Beziehungen zu Berlusconi unterhalten.

Bereits letzte Woche hatte ein Mailänder Berufungsgericht die Verurteilung Berlusconis zu einer vierjährigen Haftstrafe wegen Steuerbetrugs bestätigt. Danach ist dem 76-Jährigen die Ausübung eines öffentlichen Amts für fünf Jahre untersagt.

Hintergrund ist eine Steueraffäre um seinen Medienkonzern Mediaset. Der Vorwurf: Berlusconi und weitere Angeklagte hätten den Preis für erworbene Lizenzrechte an US-Filmen für Mediaset zu hoch angegeben und die Differenz auf das eigene Konto gelenkt.

Berlusconi hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er will vor dem Kassationsgericht nochmals in Berufung gehen. Seine zahlreichen Gerichtsverfahren sieht er als politische Hexenjagd linksorientierter Staatsanwälte, die zum Ziel habe, unliebsame Gegner auszuschalten.

Die Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi außerdem Amtsmissbrauch vor, weil er "Ruby" im Frühjahr 2010 mit einem Anruf in Mailand vor Schwierigkeiten mit der Justiz bewahren wollte. Berlusconi gab an, er habe sie für eine Verwandte des damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak gehalten und diplomatische Verwicklungen mit Kairo vermeiden wollen.

Ein erstinstanzliches Urteil um die angeblichen wilden "Bunga-Bunga"-Nächte in Berlusconis Villa bei Mailand könnte damit noch in diesem Monat kommen. Es ist einer von mehreren Prozessen, in denen Berlusconi angeklagt ist. Vergangene Woche erst war er wegen Steuerbetrugs erneut verurteilt worden.

(ap/felt/csi)
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