Spionage für den Iran Elf Jahre Haft für Ex-Minister in Israel

Jerusalem · Der frühere israelische Energieminister Gonen Segev hat Spionage und Weitergabe von Informationen an den Feind gestanden.

 Gonen Segev (M.) vor Gericht in Jerusalem.

Gonen Segev (M.) vor Gericht in Jerusalem.

Foto: dpa/Ronen Zvulun

Gonen Segev, ehemals Minister für Energie und Infrastruktur in Jerusalem, weiß, was ihn erwartet, wenn sich die Tür seiner Zelle für elf Jahre hinter ihm schließt. Auf dieses vergleichsweise milde Strafmaß einigten sich seine Verteidiger mit der Staatsanwaltschaft, nachdem der 62-jährige Ex-Politiker zugegeben hatte, ausgerechnet für Israels Erzfeind Iran spioniert zu haben. Mitte der 2000er Jahre hatte Segev schon einmal für drei Jahre eingesessen, nachdem er mithilfe eines gefälschten Diplomatenpasses 32.000 mit Schokolade überzogene Ecstasy-Pillen nach Israel geschmuggelt hatte.

Die Verständigung im aktuellen Strafverfahren sei, so Segevs Anwalt Mosche Masor, „der Affäre angemessen“. Hochverrat, wie es zunächst hieß, werde ihm nicht mehr vorgeworfen, nur noch Spionage, derer er sich schuldig erklärte.

Israels Justiz zeigt gewöhnlich wenig Erbarmen mit Verrätern von Staatsgeheimnissen. Der Atomspion Mordechai Vanunu, der Mitte der 80er das Geheimnis von Israels Nuklearanlage Dimona gegenüber britischen Journalisten preisgab, musste für 18 Jahre in Einzelhaft. Asmi Bischara, einst Parlamentsabgeordneter mit Ambitionen auf das Präsidentschaftsamt, lebt seit über zehn Jahren im Exil, um der Polizei zu entkommen, die ihn in Israel wegen Verdacht der Spionage für die libanesische Terrororganisation Hisbollah verhaften würde.

Segev wäre vermutlich auch lieber in Nigeria geblieben. Der einst jüngste Abgeordnete in Israels Parlament fiel aber vor acht Monaten bei der Einreise nach Äquatorialguinea den Behörden in die Hände, die ihn an Israel auslieferten. Der studierte Arzt hatte bereits 2004 vor Gericht gestanden, weil er mit seiner Kreditkarte umgerechnet 5000 Euro aus einem Geldautomaten gezogen und die Karte unmittelbar danach als gestohlen gemeldet hatte. Zu seinem Pech waren Sicherheitskameras installiert. Drei Jahre später verlor er seine Zulassung, behandelte jedoch in Nigeria trotzdem auch israelische Diplomaten. Von denen versuchte er, so vermutet der israelische Geheimdienst Schin Beth, aktuellere Informationen zu bekommen – was er als Minister in den 90er Jahren wusste, gilt als veraltet.

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