Karsai baut Vorsprung aus Spannungen zwischen Afghanistan und USA

Kabul (RPO). Bei der Auszählung der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat Amtsinhaber Hamid Karsai seinen Vorsprung auf seinen schärfsten Konkurrenten, den früheren Außenminister Abdullah Abdullah, ausgebaut. Nach Auszählung der Stimmen aus 35 Prozent der Wahllokale liegt er bei 46,3 Prozent. Abdullah kommt dagegen auf 31,4 Prozent der Stimmen. Unterdessen kam es wegen der Präsidentwahlen zum Streit mit den USA.

Urnengang zwischen Gewalt und Hoffnung
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Karsai habe dem US-Gesandten Richard Holbrooke vorgeworfen, schon auf eine Stichwahl zu drängen, noch bevor überhaupt ein Ergebnis vorliege, erklärten Gewährsleute. Bei einem Treffen beider einen Tag nach der Abstimmung am 20. August reagierte Karsai demnach verärgert auf eine Frage Holbrookes, ob er einer zweiten Wahlrunde zustimmen würde.

Bei dem Gespräch in Kabul habe Karsai erklärt, er werde das Wahlergebnis akzeptieren, sagten die Gewährsleute. Als Holbrooke dann gefragt habe, ob er mit einer Stichwahl einverstanden sei, wenn keiner der 36 Kandidaten auf 50 Prozent der Stimme komme, habe er aber gereizt reagiert. Das Wahlergebnis soll im September verkündet werden. Ersten vorläufigen Zahlen zufolge liegt Karsai vor seinen Konkurrenten in Führung, hat aber nicht die für einen Sieg in der ersten Runde erforderlichen 50 Prozent erzielt.

Treffen bestätigt

Die US-Botschaft in Kabul und Karsais Büro bestätigten das Treffen vom 21. August. Streit habe es nicht gegeben, sagte eine Botschaftssprecherin. Karsai hatte gute Beziehungen zur Regierung des früheren US-Präsidenten George W. Bush, inzwischen werden dem Staatschef vonseiten der USA aber schwache Führungsqualitäten vorgeworfen.

Besorgt ist Washington einem Bericht der "New York Times" zufolge außerdem wegen möglicher Verbindungen von Karsais Vizepräsidentschaftskandidaten zum Drogenhandel. Sollte Mohammad Kasim Fahim Vizepräsident werden, könnten Sanktionen wie die Verweigerung eines Visums gegen ihn verhängt werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Ein Gewährsmann bestätigte, dass es mehrere Personen gebe, die Washington nicht in der künftigen afghanischen Regierung haben wolle.

Amnesty fordert Untersuchung

Auch Angriffe der US-Truppen in Afghanistan sorgen weiter für Zündstoff: Ein Abgeordneter kritisierte den Beschuss einer Klinik durch einen US-Hubschrauber scharf und sprach von einer Verletzung internationaler Gesetze. In dem Krankenhaus war ein verletzter Taliban-Kommandeur behandelt worden, der nach den Gefechten festgenommen wurde. Der Mann hätte anders gefasst werden müssen, sagte der Abgeordnete Chalid Faroki.

Nach US-Angaben hatten vor dem Angriff alle Zivilpersonen das Gebäude verlassen, und die Truppen berieten anschließend mit den Dorfbewohnern über einen Wiederaufbau. Amnesty International forderte eine Untersuchung des Angriffs und sprach von einer möglichen Rechtsverletzung.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte bei einem Besuch in Ankara, der Einsatz am Hindukusch werde so lang dauern wie nötig, um für Sicherheit zu sorgen. Die internationalen Truppen würden Erfolg haben und müssten Erfolg haben, betonte Rasmussen. Sollten Terroristen in Afghanistan wieder Fuß fassen, werde sich der Terror rasch weiter ausbreiten.

(AP/pegn)
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