Spannung im Kosovo Serbien hält Drohkulisse aufrecht

Belgrad · Das serbische Militär gibt sich verbindlich, Verteidigungsminister Vucevic begrüßt sogar eine Verstärkung der KFOR-Friedenstruppe. Doch dann schickt er eine offene Drohung hinterher.

 Der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic spricht während einer Pressekonferenz in Belgrad.

Der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic spricht während einer Pressekonferenz in Belgrad.

Foto: AP/Darko Vojinovic

Das serbische Militär hatte eine Truppenreduzierung an der Grenze zum Kosovo verkündet, seine Drohkulisse aber aufrechterhalten. Die Truppenstärke in der Grenzregion sei von 8350 Mann auf das „reguläre“ Niveau von etwa 4500 Soldaten reduziert worden, sagte Generalstabschef Milan Mojsilovic am Montag.

Verteidigungsminister Milos Vucevic sagte jedoch, falls Präsident Aleksandar Vucic der Armee den Befehl erteile, „in die Gebiete von Kosovo und Meohija als Teil der Republik Serbien einzumarschieren, würde die serbische Armee solch eine Aufgabe wirkungsvoll, professionell und erfolgreich durchführen“. Die US-Regierung reagierte zunächst nicht.

In Deutschland wird die angespannte Situation zwischen dem Kosovo und Serbien nach den Worten von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sehr aufmerksam beobachtet. „Wir haben die Lage im Auge und werden reagieren, wenn es nötig ist“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Braunschweig. Ihm zufolge kommt jetzt es drauf an, dass alle Verantwortlichen deeskalierend und ruhig die Lage bewerten und entscheiden.

Eine personelle Aufstockung deutscher Soldaten für die Nato-geführte Friedensmission Kfor schloss Pistorius am Montag nicht aus, sagte aber weiter: „Jetzt und heute definitiv nein. Es sei denn, es passiert etwas“. Am Rande eines Besuchs in Niedersachsen betonte der Verteidigungsminister, dass man „sehr sehr schnell handlungsfähig“ sei, wenn es notwendig werden sollte.

Die frühere serbische Provinz Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt, was Serbien bis heute nicht anerkennt. Spannungen gibt es vor allem im Norden des Kosovos, wo ethnische Serben die Mehrheit der Bevölkerung stellen und eine eigene Regierung fordern. Vor gut einer Woche hatten dort etwa 30 Maskierte das Feuer auf kosovarische Polizisten eröffnet und sich dann in einem Kloster in Banjska verschanzt. Bei zwölfstündigen Schießereien wurden ein Polizist und drei Angreifer getötet. Die kosovarische Regierung warf Serbien vor, die Angreifer ausgebildet zu haben und eine Annexion des Nordkosovos zu planen.

Mojsilovic wies das als intellektuelle Beleidigung zurück. Die Armee trainiere auch serbische Reservisten aus dem Kosovo, sagte er. Diese seien aber nicht unter den Angreifern von Ende September gewesen. Er wies zudem Vorwürfe von USA und EU wegen einer serbischen Truppenkonzentration zurück. Nach der Gewalt vom 24. September seien die Truppen zwar auf 8350 Soldaten verstärkt worden, doch das seien weniger als die 14 000 Mann in der Vergangenheit. Auch sei die Gefechtsbereitschaft nicht erhöht worden. „Aus militärischer Sicht sehe ich daher keinen Grund für solche (kritischen) Kommentare“ von Seiten der USA und der EU, sagte Mojsilovic.

Die Nato hat angesichts der Spannungen angekündigt, ihre 4500 Mann starke Kosovo-Friedenstruppe KFOR um etwa 200 britische Soldaten zu verstärken. Verteidigungsminister Vucevic sagte, Serbien begrüße eine verstärkte KFOR-Präsenz in überwiegend von Serben bewohnten Gebieten des Kosovos. Dies werde die Sicherheitslage verbessern. „Die Zusammenarbeit mit der KFOR ist gut und kontinuierlich“, versicherte er. Falls die serbische Armee im Kosovo einmarschiere, werde sie die KFOR vorab informieren.

(albu/dpa)
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