Birma Soldaten weigern sich, auf Mönche zu schießen

Rangun (RPO). In Birma haben sich die ersten Soldaten mit den Demonstranten der Demokratiebewegung solidarisiert. Westliche Diplomaten erklärten, im Militär gebe es Fälle von Befehlsverweigerung, einige Soldaten seien sogar zu den Demonstranten übergelaufen.

Dramatische Szenen in Birma
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Foto: AFP

Die Militärregierung ging unterdessen am dritten Tag der Proteste ungeachtet weltweiter Mahnungen zum Einlenken mit unverminderter Härte gegen die Demonstranten vor. In Rangun gab es einem Diplomaten zufolge bei einer Kundgebung von rund 10.000 Demonstranten "sehr wahrscheinlich" erneut Tote und Verletzte.

Debbie Stothard, die Koordinatorin eines alternativen Netzwerks der Südostasiatische Staatengemeinschaft (ASEAN) zu Birma, sagte unter Berufung auf entsprechende Berichte, viele Soldaten scheuten offenbar davor zurück, auf die an den Protesten beteiligten buddhistischne Mönche zu feuern. Mindestens ein Kommandeur sei abberufen worden, weil er seinen Soldaten befohlen habe, nicht zu schießen.

In Rangun gaben die Einsatzkräfte Warnschüsse ab und schlugen mit Stöcken auf Demonstranten ein, wie Augenzeugen berichteten. Hunderte wurden festgenommen. Anders als zu Beginn der Protestbewegung waren nur wenige Mönche zu sehen. Vor allem junge Menschen und Studenten bestimmten das Bild.

"Dies ist eine gewaltfreie Massenbewegung"

Die immer wieder auseinandergetriebenen Demonstranten fanden sich zu neuen Gruppen zusammen und trotzten den Soldaten und Polizisten. "Dies ist eine gewaltfreie Massenbewegung", rief einer der studentischen Anführer unter dem Beifall der Menge. Das Zentrum der Millionenmetropole war hermetisch abgeriegelt. Die meisten Läden blieben erneut geschlossen.

Beim Sturm auf ein Kloster in einer Vorstadt Ranguns wurden vier Mönche festgenommen, Soldaten besetzten zwei weitere Klöster, um die Teilnahme der in dem buddhistischen Land hoch geachteten Mönche an den Protesten zu verhindern.

Auch in Birmas zweitgrößter Stadt Mandalay gingen am Freitag tausende überwiegend jugendliche Demonstranten auf die Straße. Die Einsatzkräfte jagten sie durch Warnschüsse auseinander.

Seit Mittwoch starben nach birmanischen Angaben mindestens 13 Menschen bei den Protesten. Der australische Botschafter in Birma, Bob Davis, sagte unterdessen unter Berufung auf Augenzeugen, die Zahl der Toten sei "wesentlich höher" als offiziell eingeräumt.

Der am Donnerstag getötete japanische Fotojournalist wurde offenbar durch einen gezielten Schuss getötet, wie ein japanischer Privatfernsehsender berichtete. Japan kündigte an, den genauen Hergang des Todes des als umsichtig und erfahren geltenden Kenji Nagai zu untersuchen.

Internetverbindungen gekappt?

Die wichtigsten Internetverbindungen Birmas funktionierte am Freitag nicht. Die dortige Telekom erklärte dies mit dem Hinweis auf die Beschädigung eines Unterseekabels. Als Urheber der Störung geriet jedoch die Junta unter Verdacht, nachdem Fotos, Amateurvideos und Online-Tagebücher im Internet den Blick der Weltöffentlichkeit auf die Zustände in Birma gelenkt hatten.

Bereits am Donnerstag hatten die Sicherheitskräfte Kameras und Mobiltelefone zerstört und ihre Besitzer verprügelt. Mehrere Zeitungen des Landes erschienen nicht mehr.

Auf Antrag Deutschlands und anderer Staaten befasst sich der UN-Menschenrechtsrat am Dienstag mit der Lage in Birma. Der UN-Sondergesandte Ibrahim Gambari wurde am Wochenende in Birma erwartet. US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Gordon Brown forderten die Militärregierung erneut auf, das gewalttätige Vorgehen gegen die Demokratiebewegung einzustellen.

Der russiche Präsident Wladimir Putin bezeichnete weitere Sanktionen gegen Birma als "verfrüht". Dieses Thema müsse speziell von der UNO untersicht werden, sagte er bei einem Treffen mit dem spanischen Regierungschef José Luis Rodríguez im südrussichen Sotschi.

(afp2)
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