Anschlag in Bulgarien Sofia: Mann hält Parteichef Pistole an den Kopf

Sofia · Dramatischer Zwischenfall beim Kongress der Türkenpartei in Bulgarien: Ein Mann stürmte mit einer Gas-Pistole auf die Bühne und richtete sie auf Parteichef Ahmed Dogan. Der Angreifer wurde überwältigt, bevor er schießen konnte. Offenbar rettete ein technischer Fehler den Politiker.

Sofia: Mann richtet Pistole auf Parteichef
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Es sind Bilder unfassbarer Gewaltbereitschaft und unfassbaren Glücks: Hätte die Schusswaffe des Attentäters funktioniert, wäre Ahmed Dogan nun möglicherweise tot - doch Videoaufnahmen zeigen, wie der bulgarische Spitzenpolitiker im letzten Moment davonkam. Während er bei einer Parteiversammlung in Sofia eine Rede hielt, stürmte ein bulliger Mann in schwarzer Lederjacke das Podium und hielt ihm die Gaspistole direkt vors Gesicht. Dogan ging in Deckung, es folgte ein kurzes Gerangel mit dem Täter, dann überwältigten herbeigeeilte Sicherheitskräfte den Angreifer mit roher Gewalt.

Ob der sichtlich erschrockene Parteichef den Schützen einfach rechtzeitig am Abdrücken hinderte oder ein technisches Malheur das Attentat am Samstag zum Scheitern verdammte, ist den Fernsehbildern von dem Vorfall nicht eindeutig zu entnehmen. Die BBC zitierte den bulgarischen Innenminister Zwetan Zwetanow mit den Worten, Dogan sei höchstwahrscheinlich von "einer Fehlzündung" gerettet worden.

Dogan führt die liberale "Bewegung für Rechte und Freiheit", eine politische Vereinigung ethnischer Türken und muslimischer Minderheiten, die etwa 12 Prozent der 7,3 Millionen Einwohner Bulgariens ausmachen. Bei dem Attentäter handelt es sich nach Behördenangaben um einen vorbestraften bulgarischen Nationalisten, der neben der Schusswaffe auch zwei Messer bei sich führte. Der 25-Jährige wurde festgenommen und ins Krankenhaus gebracht.

Gaspistolen sind primär zur Selbstverteidigung gedacht, aus kurzer Distanz abgefeuert können sie Menschen aber lebensgefährlich verletzen. Wie der bewaffnete Attentäter die Sicherheitskontrollen der Veranstaltung mit knapp 3.000 Teilnehmern passieren konnte, blieb zunächst unklar. Auf Fernsehbildern baumelte eine Karte um seinen Hals, die wie eine Akkreditierung aussah.

Menschenrechtsbeauftragter Löning zutiefst schockiert

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung reagierte zutiefst schockiert auf den Mordversuch. "Ich bin sehr froh, dass Ahmed Dogan nicht verletzt wurde", sagte Markus Löning (FDP), der als Parteitags-Teilnehmer Augenzeuge des Anschlags wurde.
"Politische Gewalt darf in Europa niemals wieder Fuß fassen."

Eigentlich sollte auf dem Parteitag der Nachfolger Dogans gewählt werden, der die Geschicke der von ihm gegründeten Partei schon seit 1990 leitet. Sein designierter Nachfolger Lyutvi Mestan vermutet, dass durch den Anschlag "Hass und Konfrontation" gesät werden sollte. Schon 1996 hatte die Ermordung des früheren Regierungschefs Andrei Lukanov für erschütternde Schlagzeilen über die bulgarische Politiklandschaft gesorgt.

(dpa/dapd/pst)
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