Deutsch-amerikanische Beziehungen Neuer erster Mann auf der Atlantik-Brücke

BERLIN · Sigmar Gabriel übernimmt von Friedrich Merz den Vorsitz der deutsch-amerikanischen Denkfabrik.

 Die Bildkombo zeigt den bisherigen Vorsitzenden der Atlantik-Brücke, Friedrich Merz (l.), und seinen Nachfolger Sigmar Gabriel.

Die Bildkombo zeigt den bisherigen Vorsitzenden der Atlantik-Brücke, Friedrich Merz (l.), und seinen Nachfolger Sigmar Gabriel.

Foto: dpa/von Jutrczenka

Wie sagte Sigmar Gabriel unlängst über sich selbst? „Ich bin kein geborener, sondern vielmehr ein gelernter Transatlantiker.“ Jetzt hat der gelernte Transatlantiker Gabriel einen neuen Job: Er ist neuer Vorsitzender des deutsch-amerikanischen Netzwerkes Atlantik-Brücke und tritt auf diesem Posten die Nachfolge des früheren CDU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz an. Der hatte die Denkfabrik zehn Jahre geführt. Gabriel hat auch neue Unterstützung an der Spitze: Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), sowie der Ökonom Michael Hüther sind künftig Gabriels Stellvertreter.

Der frühere SPD-Vorsitzende, der in seinem bisherigen politischen Leben nicht explizit als Transatlantiker aufgefallen ist, lenkt die 1952 gegründete Atlantik-Brücke in schwierigen Zeiten. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ist das transatlantische Verhältnis belastet, manche sagen, es sei zerrüttet. Röttgen sagte unserer Redaktion: „Es ist, was die Regierungen anbelangt, auf einem historischen Tiefpunkt. Aber das transatlantische Verhältnis ist viel breiter. Umso wichtiger ist die Aufgabe der Atlantik-Brücke, einen substanziellen transatlantischen Dialog fortzuführen und zu intensivieren.“ Auch Gabriel versuchte sich beim „Transatlantic Call“, einem jüngeren Veranstaltungsformat, bereits als Brückenbauer: „Es gibt auch mit Präsident Trump Anknüpfungspunkte.“ Man dürfe die Vereinigten Staaten von Amerika nicht mit dem Präsidenten verwechseln. Gabriel rief zu einem Austausch „mit dem Amerika von morgen“ auf: mit jungen Latinos, Asiaten, Afroamerikanern. Dies sei nicht das Amerika des Donald Trump, „es ist aber auch nicht das Amerika, das wir 70 Jahre kannten. In nicht allzu ferner Zukunft wird die Mehrheit der Amerikaner keine europäischen Wurzeln mehr haben.“

Bei seinem Antrittsbesuch als deutscher Außenminister im Februar 2017 bei seinem damaligen US-Amtskollegen Rex Tillerson spielte Gabriel mit dem Namen einer amerikanische Pop-Band aus den 80er Jahren: „Wir sind die New Kids on the Block“, also die neuen Jungs im Viertel, sagte er da über Tillerson und sich. Und er versicherte nach ersten Gesprächen mit den neuen alten Partnern: Trumps Regierung habe „großes Interesse am Ausbau der transatlantischen Beziehungen“. Jetzt ist die Zeit gut zwei Jahre weiter. Trump macht weiter Druck auf Deutschland, das sein versprochenes Zwei-Prozent-Ziel bei den nationalen Verteidigungsausgaben weiter nicht erfülle.

Jetzt hat Gabriel mehr Zeit, sich für ein besseres transatlantisches Verhältnis einzusetzen. In Berlin kursiert die Meldung, Gabriel werde am Donnerstag zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke seine womöglich letzte Rede im Bundestag halten – und nach der Sommerpause sein Abgeordnetenmandat zurückgeben. Wenige Wochen vor seinem Abgang als Außenminister hatte Gabriel Russlands Langzeit-Außenminister Sergej Lawrow gesagt: „Sergej, du machst das jetzt schon 14 Jahre, ich weiß gar nicht, ob ich 14 Monate schaffe.“ 14 Jahre als Bundestagsabgeordneter hat Gabriel geschafft. Und nun rauf auf die Atlantik-Brücke.

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