Kommunalwahlen im Kosovo Serbische Extremisten verprügeln Wähler

Die Wahlen im Kosovo drohen zu scheitern. Schon anfangs galten sie als riskante Bewährungsprobe für das fragile Nationengebilde. Nun stürmten serbische Extremisten Wahllokale, verprügelten Wähler und zerstörten Wahlurnen.

 Ein Wahlbeobachter der OSZE verlässt ein Wahllokal in Mitrovica. Eine Scheibe ist eingeschlagen.

Ein Wahlbeobachter der OSZE verlässt ein Wahllokal in Mitrovica. Eine Scheibe ist eingeschlagen.

Foto: dpa, Djordje Savic

Die Gewalttäter unterbrachen mit ihren Ausschreitungen die Kommunalwahl teilweise. Die gesamte Abstimmung ist damit in Frage gestellt. Vermummte Rechtsradikale hätten mehrere Wahllokale im Norden der Stadt Mitrovica gestürmt, Wähler verprügelt und die Wahlurnen demoliert, berichteten alle wichtigen serbischen Medien am Abend übereinstimmend in Belgrad. Der serbische Spitzenpolitiker Krstimir Pantic verlangte wegen der Gewalt die Annullierung der Abstimmung in Mitrovica.

Die Polizei habe Tränengas gegen die Angreifer eingesetzt, hieß es in den Medienberichten weiter. Andere Quellen berichteten, die Extremisten hätten Tränengas auf wartende Wähler geworfen. Die Mitarbeiter der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) als Mitorganisator der Abstimmung seien mit rund 20 Geländewagen in Sicherheit gebracht worden.

Der stellvertretende serbische Regierungschef Aleksandar Vucic verlange von der internationalen Gemeinschaft die Erlaubnis, dass serbische Polizei "innerhalb von 45 Minuten die Lage beruhigt", meldete das Staatsfernsehen RTS. Allerdings stehe eine Antwort der EU und der OSZE noch aus. Die Extremisten hätten eingegriffen, nachdem eine größere Anzahl Serben "im Schutz der Dunkelheit" ihre Stimme abgeben wollte. Der größte Teil der serbischen Minderheit in Nordkosovo hatte bisher die von der EU durchgesetzte Abstimmung boykottiert.

Bis zu den Gewaltausbrüchen war der Tag ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Allerdings hatte die weitaus meisten Mitglieder der serbischen Minderheit die von der EU durchgesetzte Abstimmung boykottiert, weil sie nicht zum fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo, sondern nur zu Serbien gehören wollen. Serbische Rechtsextremisten hatten die wenigen Landsleute bedroht und beschimpft, die sich trotz des Drucks in die Wahllokale getraut hatten.

Mit der ersten landesweiten Kommunalwahl seit Jahrzehnten sollte die serbische Minderheit nach dem Wunsch der EU in den Kosovostaat eingegliedert werden. Eine erfolgreiche Abstimmung ist die Voraussetzung, dass Serbien im Januar die so sehr gewünschten EU-Beitrittsverhandlungen beginnen kann. Aussagekräftige Ergebnisse sind erst an diesem Montag zu erwarten.

(dpa)
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