Kämpfe in der Ost-Ukraine Separatisten marschieren in Mariupol ein

Mariupol · Ungeachtet eines mit Spannung erwarteten Treffens der Kontaktgruppe in Minsk über eine Waffenruhe in der Ostukraine dauern die Kämpfe von Militär und prorussischen Separatisten an.

Ukraine: So sehen die pro-russischen Kämpfer aus
12 Bilder

Ukraine: So sehen die pro-russischen Kämpfer aus

12 Bilder

In der Nähe der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol brachten sich am Freitag Regierungseinheiten in Stellung. Die Aufständischen rückten nach eigener Darstellung weiter auf den Ort vor. Nach wiederholten Dementis des Kremls berichten Moskaus Staatsmedien erstmals ausführlich über russische Soldaten in Reihen der Separatisten.

In der weißrussischen Hauptstadt Minsk begannen die Vertreter der Ukraine, Russlands, der Separatisten und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ihre Gespräche. Sie wollten über die vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko vergeschlagene Feuerpause verhandeln. Diese könnte bei einer Einigung unverzüglich in Kraft treten, hatten alle Seiten betont.

In dem Konflikt sah sich Russland wegen seiner Unterstützung für die Separatisten weiter internationaler Kritik ausgesetzt. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) warf Putin vor, durch seine Ukraine-Politik aktiv die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zu verschlechtern. "Die Friedensdividende" - eine Annäherung zwischen Ost und West nach dem Kalten Krieg - werde "durch Herrn Putin zerstört", sagte Gabriel in Berlin. Europa denke wegen Putins Politik wieder darüber nach, ob seine Verteidigungsbereitschaft eigentlich ausreiche, sagte der Bundeswirtschaftsminister.

Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte einen Sieben-Punkte-Plan für Frieden in der Ostukraine formuliert, in dem er unter anderem einen Rückzug aller Bewaffneten und einen Gefangenenaustausch fordert. Eine Entwaffnung der prorussischen Separatisten sieht Putins Plan indes nicht vor.

Die Aufständischen verzeichneten eigener Darstellung zufolge weitere Kampferfolge. Eine erste Gruppe von Separatisten sei in Mariupol am Asowschen Meer eingetroffen, hieß es. Vom Stadtrand aus waren Explosionen zu hören, im Zentrum von Mariupol waren aber keine bewaffneten Kämpfer zu sehen, wie die russische Agentur Interfax berichtete.

Die Führung in Kiew befürchtet, dass die Aufständischen mit der Einnahme der Stadt letztlich einen Landkorridor zwischen Russland und der annektierten Krim anstreben. Auch um die Separatistenhochburg Donezk dauerten die Gefechte an. Die Aufständischen sprachen von 23 eigenen Toten. In den Reihen der Armee kamen demnach 50 Soldaten ums Leben oder wurden verletzt. Der Stadtverwaltung von Donezk zufolge starben fünf Zivilisten.

Der Westen wirft Russland vor, die prorussischen Separatisten im Kampf gegen das ukrainische Militär mit Waffen und Soldaten zu unterstützen. Moskau hat dies wiederholt bestritten. Mehrere russische Fernsehkanäle strahlten am Freitag aber fast gleichzeitig Sendungen über "Freiwillige" aus, die im Kampf gegen die ukrainische Armee als "Helden" ihr Leben ließen. Die Berichte gelten als Reaktion auf zunehmende Fragen der russischen Öffentlichkeit und auf Enthüllungen regierungskritischer Medien. Diese dokumentieren seit Wochen geheime Beerdigungen von Soldaten.

Russland weitete im Konflikt mit dem Nachbarland ein Einfuhrverbot von Konditoreiwaren und Süßigkeiten aus - angeblich zum Schutz seiner Verbraucher. Der Boykott betraf bisher vor allem Erzeugnisse des Süßwarenkonzerns Roshen des ukrainischen Präsidenten Poroschenko und wurde jetzt auf weitere Hersteller der Ex-Sowjetrepublik ausgeweitet, wie die Verbraucherschutzbehörde in Moskau mitteilte. Grund für das Einfuhrverbot seien Verstöße gegen die Etikettierung der Waren.

Die EU-Staaten wollten am Freitag ihrerseits über eine mögliche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland beraten. Diplomaten betonen, die endgültige Entscheidung über neue Strafmaßnahmen werde mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Ostukraine fallen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort