Öffentliche Vergeltung Ségolène Royal kritisiert François Hollande
Ausgerechnet Ségolène Royal, Parteifreundin und ehemalige Lebenspartnerin von François Hollande, hat eine harsche Bilanz des ersten Amtsjahres des französischen Präsidenten gezogen. "Ich habe das Gefühl, dass Zeit verloren wurde", erklärte die Sozialistin der Zeitung "Le Monde".
Ségolène Royal - Frankreichs schöne Sozialistin
Bei einigen Reformen "hätte es viel schneller gehen müssen", kritisierte die 59-Jährige und nannte als Beispiele die Dezentralisierung und das Gesetz zur Homo-Ehe, die ihrer Ansicht nach "schon im vergangenen Sommer hätte beschlossen werden müssen".
Statt mit dem Vater ihrer vier Kinder auf dessen Jahrestag zu seiner Amtszeit anzustoßen, kritisiert die als egozentrisch und ehrgeizig geltende Politikerin ihren Ex-Mann massiv. Ihr Auftritt kommt nicht von ungefähr. Auf allen Kanälen ist Royal derzeit präsent.
Schließlich will sie ihr neues Buch ("Das schöne Bild vom Mut") bewerben, das diese Woche in Frankreich auf den Markt kommt. Darin hat sie Porträts über Menschen gesammelt, die Tapferkeit und Durchsetzungsvermögen in der Politik gezeigt haben.
Ein bisschen wie Royal selbst, die in den vergangenen Jahren eine Wahlniederlage nach der anderen erlebte: "Ich bin verletzt, aber nicht besiegt", erklärte sie im Juni 2012, nachdem sie bei der Parlamentswahl gegen einen Mitstreiter aus dem eigenen sozialistischen Lager den Kürzeren gezogen hatte.
Fünf Jahre zuvor war sie bei der Präsidentschaftswahl dem konservativen Nicolas Sarkozy unterlegen. Seit dieser Niederlage ging es für Royal abwärts, für Hollande dagegen — mit seiner neuen Lebensgefährtin Valérie Trierweiler an der Seite — an die Spitze der Macht.
Seit Langem träumt die polarisierende Politikerin deshalb davon, wieder ganz oben mitzuspielen und ein Regierungsamt zu übernehmen. Dies aber könnte sich Royal mit ihrer Kritik am Chef nun selbst verbockt haben.
