Heute offizieller Beginn des Wahlkampfs Schlammschlacht in Frankreich

Paris (RPO). In Frankreich beginnt am Montag der offizielle Teil des Präsidentschaftswahlkampfs. Zwei Wochen lang können die zwölf Kandidaten für sich mit Spots in den Medien werben. Am 22. April findet der erste Gang zur Urne statt. Die jüngsten Tage waren zunehmend von Beschimpfungen und Skandälchen gekennzeichnet.

Die Ergebnisse der zwölf Kandidaten
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Beschimpfungen: Frankreichs Minister für Chancengleichheit, Azouz Begag, verließ die Regierung vor wenigen Wochen - und rechnete umgehend mit seinem Ex-Kollegen Sarkozy ab. In einem am Freitag in Auszügen vorab veröffentlichten Buch berichtete Begag unter anderem über ein Telefonat mit Sarkozy. Dabei beschimpfte der jetzige Präsidentschaftskandidat Begag, weil dieser öffentlich auf Distanz zu seiner Politik gegangen war: "Da bist ein Drecksack, ein Unloyaler, ein Vollidiot! Ich werde Dir die Fresse einschlagen." Sarkozys Schimpf-Kanonade sei "so unglaublich" gewesen, dass er sie unverzüglich aufgeschrieben habe.

Kampf um die Medien: Der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen versuchte sich am Freitag einen Medien-Coup gegen Sarkozy. Der 78-jährige Chef der fremdenfeindlichen Partei Front National zeigte sich am Freitag ausgerechnet in der Pariser Einwanderer-Vorstadt Argenteuil. Dort hatte Sarkozy wenige Tage vor den wochenlangen Krawallen in Frankreichs Vorstädten gegen ihn protestierende Bewohner als "Gesindel" bezeichnet. Bei seinem Auftritt wurde Le Pen von zahlreichen Journalisten und TV-Teams begleitet. Anwohner waren kaum zu sehen. Mehrere zeigten sich anschließend verärgert: "Le Pen hat uns nicht als Gesindel bezeichnet, aber deswegen denkt er genauso", sagte einer von ihnen.

Was sagen die Medien? Die Zeitung "La Montagne" schreibt zu den gegenseitigen Anschuldigungen der Favoriten Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy: "Mit dem Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl auf der Zielgeraden verschärft sich der Ton zwischen den Hauptkandidaten. Von der Kritik geht man zum Frontalangriff oder sogar zur Beschimpfung über. Das ist nicht neu bei dieser Art von Urnengang, bei dem in der Endphase die Adjektive tief fliegen und sich der Zusammenstoß der Persönlichkeiten gegenüber der Debatte über Ideen durchsetzt. Man hat unter der Fünften Republik Schlimmeres gesehen."

Wer wird die Wahl gewinnen? Laut einer Umfrage sind offenbar 42 Prozent der Wähler noch unsicher, wem sie ihre Stimme geben werden. "18 Millionen unentschlossen" titelte die Wochenzeitung "Le Parisien Dimanche" unter Bezug auf ihre Umfrage. In der Umfrage des "Parisien Dimanche" erklärten 52 Prozent derer, die sich für Bayrou aussprachen, sie könnten ihre Meinung noch ändern. Unter den Anhängern Royals erklärten dies 38 Prozent, von den potenziellen Wählern Sarkozys 35 Prozent. Wer Jacques Chirac nach zwölf Jahren im höchsten Staatsamt ablösen wird, entscheidet sich voraussichtlich in einer Stichwahl am 6. Mai.

(ap)
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