Vor der Wahl Schiitischer Politiker entgeht Anschlag unverletzt

Bagdad (rpo). Knapp einen Monat vor der irakischen Parlamentswahl hat ein Selbstmordattentäter am Montag in Bagdad einen Anschlag auf den Vorsitzenden der größten politischen Partei verübt. Abdul Asis al Hakim blieb dabei unverletzt. Nach Polizeiangaben wurden 15 Menschen getötet und mindestens 50 verletzt. Die größte sunnitische Partei, die sich bisher an der Wahl hatte beteiligen wollen, nahm unterdessen ihre Kandidatur zurück.

Der Irak nach der Gewalteskalation
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Foto: (alle) AP

Für die von einem Wahlboykott bedrohten Regionen sollen möglicherweise Parlamentssitze auch ohne Abstimmungsergebnisse vergeben werden.

Al Hakim ist Vorsitzender des Obersten Rats für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), der wichtigsten schiitischen Gruppierung im Land. Der Geistliche führt die Liste der 228 Bewerber der Vereinigten Irakischen Allianz an, in der zahlreiche schiitische Parteien zusammengeschlossen sind.

Nach Polizeiangaben sprengte sich der Attentäter in seinem Auto am Eingang zur Residenz al Hakims in die Luft. 32 Fahrzeuge im Umkreis wurden zerstört oder beschädigt. Unter den Opfern waren neben mehreren Leibwächtern auch zahlreiche unbeteiligte Zivilisten, wie al Hakims Sohn erklärte. Zugleich machte er Anhänger des gestürzten Machthabers Saddam Hussein für den Anschlag verantwortlich. In dem Haus im Stadtviertel Dschadirija wohnte früher der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident Tarik Asis, ein Vertrauter Saddam Husseins.

Islamische Partei will Wahl nicht anerkennen

Zur Begründung für den Rückzug der Islamischen Partei von der Parlamentswahl am 30. Januar nannte deren Führer Mohsen Abdel Hamid die sich rapide verschlechternde Sicherheitslage und ein mangelndes öffentliches Bewusstsein. In fünf oder sechs der insgesamt 18 irakischen Provinzen werde die Wahl "nicht ordnungsgemäß" verlaufen. Es handele sich um einen Rückzug und nicht um einen Wahlboykott, betonte Abdel Hamid. Seine Partei werde die Wahlergebnisse oder ihre Auswirkungen aber nicht anerkennen. Der Generalsekretär der Partei, Tarek al Haschemi, bestätigte, dass mit diesem Rückzug die Minderheit der Sunniten in der Verfassungsversammlung, die nach der Wahl gebildet werden soll, unterrepräsentiert sein werde.

Für die von einem Wahlboykott bedrohten Regionen im Irak sollen möglicherweise Parlamentssitze auch ohne Abstimmungsergebnisse vergeben werden. Die Wahlkommission erwägt nach US-Angaben, sunnitischen Politikern und anderen Gruppierungen Mandate zu geben, sollten sich ihre Anhänger nicht an der für den 30. Januar geplanten Wahl beteiligen. "Selbst wenn die Aufständischen den Wahlprozess in einer Region blockieren könnten, müsste diese im Parlament vertreten sein", sagte ein Sprecher der US-Streitkräfte am Sonntagabend in Falludscha. Wegen der Drohung von Anschlägen und Attentaten sind vor allem in der überwiegend sunnitischen Anbar-Provinz Vorbehalte gegen eine Wahlbeteiligung groß.

Nach einer Bombenexplosion in Samarra nördlich von Bagdad am Sonntag erlag am Montag ein US-Soldat seinen Verletzungen. Ein weiterer Soldat wurde von der Detonation leicht verletzt, wie die US-Armee erklärte.

(ap)
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