Warnung vor Konfessionskrieg Schiitische Parteien rufen Sunniten zu Teilnahme an Wahl auf

Bagdad (rpo). Im Irak haben am Sonntag die wichtigsten schiitischen Parteien an ihre sunnitischen Landsleute appelliert, an der bevorstehenden Parlamentswahl teilzunehmen. Damit reagierten die Parteien auf die Ankündigung mehrerer sunnitischer Parteien, die für den 30. Januar geplante Abstimmung zu boykottieren.

In einer Pressekonferenz bot das schiitische Wahlbündnis Vereinigte Irakische Allianz den Sunniten eine gemeinsame Gesprächsrunde zur Versöhnung an.

Die Bevölkerung dürfe sich nicht zu einem Konfessionskrieg aufhetzen lassen, warnte Scheich Humam Hamudi vom Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), einer der größten schiitischen Parteien. Der SCIRI-Vorsitzende Abdul Asis al Hakim ergänzte, er wünsche eine Beteiligung aller irakischen Bevölkerungsgruppen an der Wahl.

Die Schiiten stellen mit rund 60 Prozent die Mehrheit der irakischen Bevölkerung. Ihre Führer sehen in der geplanten Parlamentswahl daher die Chance, nach jahrzehntelanger Unterdrückung die politische Vorherrschaft zu gewinnen.

Vertreter der sunnitischen Minderheit haben ihren Boykottaufruf mit der desolaten Sicherheitslage im Irak begründet. Die Gewalt gegen ausländische Soldaten und einheimische Sicherheitskräfte konzentriert sich auf die mehrheitlich von Sunniten bewohnten Regionen.

Das Nachbarland Syrien stimmte unterdessen der Einrichtung von Wahllokalen für Flüchtlinge aus dem Irak zu. Die Zahl der in Syrien lebenden Iraker wird auf rund 250.000 geschätzt, viele von ihnen flohen vor dem US-Angriff im Frühjahr 2003 oder wegen der seither zunehmenden Gewalt im Land. Die UN-Organisation für Migration (IOM) teilte am Sonntag mit, sie habe mit Damaskus vereinbart, dass die in Syrien lebenden Iraker vom 28. bis 30. Januar in der Hauptstadt ihre Stimme abgeben dürfen. Voraussetzung ist, dass sie sich in der Zeit vom 17. bis 23. Januar für die Wahl registrieren.

(ap)
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