Sechs Menschen verbrannt Schiiten nehmen Rache für Bomben-Blutbad

Bagdad (RPO). Die Gewalt im Irak reißt nicht ab. Einen Tag nach den verheerenden Bombenanschlägen mit mehr als 215 Toten haben militante Schiiten am Freitag Rache genommen und insgesamt 25 Sunniten getötet. Nach dem Freitaggebet überschütteten Attentäter sechs sunnitische Gläubige mit Kerosin und verbrannten die Opfer bei lebendigem Leib.

Blutiger Bombenanschlag in Bagdad
12 Bilder

Blutiger Bombenanschlag in Bagdad

12 Bilder
Foto: AP

UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die "abscheulichen Verbrechen" im Irak und rief alle Bevölkerungsgruppen zur Ruhe auf. Nach Angaben eines irakischen Polizeihauptmanns, Dschamil Hussein, sahen in dem Viertel Hurrija Soldaten eines Kontrollpostens tatenlos zu, wie mit Maschinengewehren bewaffnete Schiiten Jagd auf Sunniten machten und vier Moscheen in Brand setzten. Neben den 25 Toten gab es 14 Verletzte. Die Ausschreitungen fanden trotz eines 24-stündigen Ausgehverbots statt, mit dem Racheakte eigentlich verhindert werden sollten.

Die Partei des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr drohte als Reaktion auf die Anschlagsserie mit ihrem Austritt aus Regierung und Parlament. Sie machte zudem die amerikanische Truppenpräsenz für die Serie von Anschlägen verantwortlich und forderte einen Zeitplan für den Abzug.

Wahab fordert Verbesserung der Sicherheitslage

Als Bedingung für die Fortsetzung der Zusammenarbeit nannte der Abgeordnete Kussai Abdul Wahab die Verbesserung der Sicherheitslage. Außerdem müsse Ministerpräsident Nuri al-Maliki auf ein geplantes Treffen mit US-Präsident George W. Bush in der nächsten Woche in Jordanien verzichten. Bush teilte mit, er halte an dem Treffen fest. Die neuerliche Eskalation der Gewalt im Irak verurteilte das Weiße Haus als sinnlos. Sprecherin Jeanie Mamo sagte, die USA seien weiterhin entschlossen, den Irakern zu helfen.

Al Sadr hat seine Hochburg im Bagdader Stadtteil Sadr City, in dem am Donnerstag fünf gewaltige Autobomben explodierten. Der Geistliche rief seine Anhänger in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung zum Widerstand gegen die US-Truppen im Irak auf. Deren Anwesenheit sei die Wurzel aller Probleme. Die Täter hätten sich für die Anschläge den siebten Jahrestag des Attentats auf seinen Vater Mohammed Sadik al Sadr ausgesucht.

Am Freitag wurden die ersten der 215 Toten beigesetzt. Rund 300 Männer, Frauen und Kinder begleiteten 16 Särge, die auf Autos an den Stadtrand gefahren wurden. Dort begann eine 160 Kilometer weite Fahrt nach Nadschaf. In der Heiligen Stadt der Schiiten sollen die Opfer ihre letzte Ruhe finden. Ministerpräsident Al-Maliki wies die Polizei an, den Trauerzug vor Anschlägen zu sichern. Für ganz Bagdad wurde ein 24-stündiges Ausgehverbot verhängt, um weitere Anschläge oder Racheakte zu verhindern.

In der nordirakischen Stadt Tal Afar wurden am Freitag bei der Explosion einer Autobombe nach Polizeiangaben mindestens 23 Menschen getötet. Außerdem zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprenggürtel. Beide Anschläge richteten sich gegen ein Geschäft, in dem Autos verkauft werden.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort