Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
EILMELDUNG
Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen

Assads Macht gerät ins Wanken Scheichs rüsten Syriens Rebellen auf

Die bewaffnete syrische Opposition wird mit Geld und Waffen aus den reichen Golf-Staaten und logistischer Hilfe der USA immer stärker. Erstmals gerät das Machtgefüge von Präsident Baschar al Assad ins Wanken. Die Zahl der Mordanschläge auf Anhänger des Regimes nimmt zu.

 Mitglieder der "Freien Syrischen Armee" posieren mit ihren Waffen. Seitdem die Golf-Staaten einen Fonds für sie eingerichtet haben, können sie sich effektivere Waffen leisten - etwa Panzerfäuste.

Mitglieder der "Freien Syrischen Armee" posieren mit ihren Waffen. Seitdem die Golf-Staaten einen Fonds für sie eingerichtet haben, können sie sich effektivere Waffen leisten - etwa Panzerfäuste.

Foto: afp, STR

Damaskus Familienväter, Hausfrauen, Kinder und Deserteure — die Meldungen syrischer Aktivisten über die Opfer der anhaltenden Gewalt in ihrem Land ließen bislang wenig Zweifel daran, welche Gruppierungen in dem Konflikt zwischen Regierung und Opposition in Syrien hauptsächlich unter den Schießereien und Bombardements litten. Doch in jüngster Zeit verzeichnen die Beobachter immer häufiger auch Berichte über den gewaltsamen Tod von Regierungsanhängern. So wurde kürzlich etwa ein Funktionär der regierenden Baath-Partei in der Stadt Dschisr al Schugur nahe der Grenze zur Türkei von Unbekannten getötet.

Immer stärker zeichnet sich eine Verschiebung des Machtverhältnisses ab: Die bewaffnete Opposition in Syrien wird stärker — nicht zuletzt dank Waffen und Geld aus den reichen Golf-Staaten sowie logistischer Hilfe der USA.

Die Assad-Regierung machte die Opposition auch für verheerende Selbstmordanschläge verantwortlich, bei denen viele Zivilisten ums Leben kamen. Die Regimegegner weisen das jedoch scharf zurück: Sie sind überzeugt, dass das Regime selbst bomben lässt, um der Opposition anschließend die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Nachprüfen lassen sich die gegenseitigen Vorwürfe nicht. Fest steht aber, dass im blutigen Alltag des Konflikts die Zahl der Mordanschläge auf Anhänger des Regimes und regierungsfreundliche Geschäftsleute zunimmt, wie das in London ansässige Syrische Observatorium für Menschenrechte mitteilte. Eine Sondereinheit der "Freien Syrischen Armee" (FSA), der vor allem aus Deserteuren gebildeten Oppositionstruppe, hat nach eigenen Angaben hochrangige Regimevertreter getötet, darunter einen Onkel von Staatspräsident Baschar al Assad.

Auch bei den täglichen Gefechten zwischen den syrischen Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition zeichnet sich eine Veränderung ab. Nach Presseberichten verfügt die FSA, deren Soldaten lange Zeit nicht mehr in Händen hielten als die von Deserteuren mitgebrachten Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre, inzwischen über durchschlagskräftigere Waffen wie Panzerfäuste.

Das Gerät stammt demnach entweder vom Schwarzmarkt in Syrien selbst oder aus Nachbarstaaten wie der Türkei. Bezahlt wird es mit dem Geld der reichen Ölmonarchien am Golf. Die Assad-feindlichen Staaten am Golf hatten der Opposition im April bis zu 200 Millionen Dollar an Hilfe zugesagt. Gleichzeitig kündigten die USA eine nicht-militärische Hilfe für die FSA in Form von Kommunikationsgeräten an. Laut "Washington Post" hat die Opposition inzwischen in Jordanien und in mehreren Teilen Syriens wie der Grenzgegend zur Türkei eigene Waffenlager eingerichtet.

Die Assad-Regierung in Damaskus beklagt, dass die Oppositionskräfte vom Ausland — gemeint sind besonders die Golf-Staaten und die Türkei — gestützt werden. Der Türkei wird vorgeworfen, der FSA-Spitze eine sichere Zuflucht zu bieten und den Waffenschmuggel an die syrische Opposition über die 900 Kilometer lange Landesgrenze zu dulden. Ankara dementiert dies.

Angesichts der wachsenden Stärke der bewaffneten syrischen Opposition gibt es Anzeichen für Nervosität bei der syrischen Regierung. Die türkischen Behörden vereitelten laut Presseberichten einen Versuch der Syrer, Riad al Asaad zu entführen, den in die Türkei geflohenen Chef der "Freien Syrischen Armee". Bereits im Februar hatten die türkischen Behörden einen Geheimagenten festnehmen lassen, der zwei andere FSA-Offiziere gegen einen Lohn von 100 000 US-Dollar (rund 78 400 Euro) nach Syrien verschleppt haben soll.

Die Stärkung der bewaffneten Aufständischen wirft aber auch heikle Fragen auf. So stehen einige Rebellentruppen in Syrien im Verdacht, finanzielle Rückendeckung aus Saudi-Arabien dazu zu nutzen, um ihre Machtposition gegenüber anderen Teilen der Opposition auszubauen.

Eine effiziente politische Führung der diversen bewaffneten Gruppen in Syrien existiert nicht: Der Dachverband Syrischer Nationalrat taumelt von einer Krise in die nächste. Die Lieferung von Waffen an die Rebellen ist die eine Sache — die Kontrolle darüber, wie diese Waffen verwendet werden, ist eine ganz andere.

(RP/pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort