Mindestens sieben Palästinenser sterben im Gazastreifen Scharon hält an Atompolitik fest

Jerusalem/Beit Hanun (rpo). An seiner Politik der "atomaren Zweideutigkeit" hält der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon fest. Er sprach heute mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed el Baradei.

<P>Jerusalem/Beit Hanun (rpo). An seiner Politik der "atomaren Zweideutigkeit" hält der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon fest. Er sprach heute mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed el Baradei.

Das teilte ein ranghoher israelischer Beamter am Donnerstag nach der gut einstündige Unterredung in Jerusalem mit. Israel gilt inoffiziell als Atommacht, hat den Besitz von Nuklearwaffen bislang jedoch weder bestätigt noch dementiert. Im Gazastreifen töteten israelische Soldaten mindestens sieben Palästinenser; ein israelischer Soldat wurde schwer verletzt.

Baradei sagte nach dem Gespräch auf einer Pressekonferenz, Israels Politik bleibe die gleiche. Scharon habe aber seine Bereitschaft zur Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in der Region im Zuge eines Nahostfriedens erklärt. Denkbar ist laut Baradei ferner im Rahmen des Friedensplans des Nahostquartetts aus USA, EU, UNO und Russland ein "Unterausschuss zur Waffenkontrolle".

Israel verfügt nach Meinung von Experten seit Jahren über bis zu 200 atomare Sprengköpfe. Das Land hat den Atomwaffensperrvertrag als eines von wenigen Ländern nicht unterzeichnet. Die Unterschrift würde Israel verpflichten, sich internationalen Kontrollen durch die IAEA zu unterstellen. Die israelische Regierung lehnt dies ab und verweist auf die Bedrohung Israels durch Staaten wie Syrien oder Iran.

Baradei ist zum ersten Mal seit sechs Jahren in Israel. Zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs, bei dem er für einen atomwaffenfreien Nahen Osten warb, wollte er am Donnerstag auch mit dem israelischen Außenminister Sivan Schalom sprechen und einen Vortrag an einer Universität in Jerusalem halten.

Bei Kämpfen zwischen der israelischen Armee und Palästinensern in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen wurden am Morgen mindestens sieben Palästinenser getötet. Nach Angaben der Armee wurde ein israelischer Soldat schwer verletzt. Mindestens vier der getöteten Palästinenser waren laut einem Krankenhausdirektor im nahe gelegenen Flüchtlingslager Dschabalija Mitglieder der El-Aksa-Brigaden, die Verbindungen zur Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat unterhalten. Ein fünfter getöteter Palästinenser war nach Angaben der islamistischen Hamas ein Führer des bewaffneten Arms der Organisation. Laut Sanitätern wurden bei dem von zwei Hubschraubern unterstützten Militäreinsatz mindestens zehn Palästinenser verletzt, zwei von ihnen schwer.

Die israelische Armee ist seit Anfang vergangener Woche in Beit Hanun nahe der Grenze zu Israel im Einsatz, nachdem von dort aus Kassam-Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden waren. Zwei Israelis wurden dadurch getötet, unter ihnen ein Kind.

In der Nacht zum Donnerstag rückte die israelische Armee in die Ortschaft Chan Junis im südlichen Gazastreifen vor und zerstörte dort 25 Häuser nahe der jüdischen Siedlung Neve Dekalim. Ein Armeesprecher sagte, von den vorher bereits zum Teil zerstörten Häusern aus seien in der Vergangenheit zivile und militärische israelische Ziele angegriffen worden. Bei bewaffneten Auseinandersetzungen in Chan Junis wurden nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte und der Armee vier Palästinenser und zwei israelische Soldaten verletzt.

Im nördlichen Westjordanland drang die Armee in der Nacht mit dutzenden Geländefahrzeugen in die Städte Dschenin, Kalkilija und Nablus ein. In Dschenin lieferten sich Soldaten und Palästinenser nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte Feuergefechte, als etwa 30 Militärjeeps ins Zentrum der Stadt vorstießen und mehrere Gebäude umstellten. In Ramallah belagerten etwa zehn Geländewagen den Amtssitz von Palästinenserpräsident Jassir Arafat.

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