Nach Turtelei mit Carla Bruni Sarkozys politisches Comeback

Paris (RPO). Nach seiner wochenlang öffentlich zur Schau gestellten Turtelei versucht der französische Präsident ein politisches Comeback: Am Freitag stellte Sarkozy ein neues Ausbildungsprogramm vor, das Jugendliche in den von hoher Kriminalität geprägten Vorstädten aus der Misere holen will. Auch den EU-Vertrag will der in den Umfragen abgestürzte Präsident nun im Eiltempo ratifizieren. Das Privatleben Sarkozys dürfte die Franzosen dennoch weiter in Atem halten.

Das junge Glück im Hause Sarkozy
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Das junge Glück im Hause Sarkozy

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Am Freitrag aber machte Frankreichs Nummer Eins erst einmal Politik: Durch ein neues Ausbildungsprogramm sollen in den kommenden drei Jahren 100.000 Jugendliche aus den Vierteln auf dem Weg in den Job begleitet werden, kündigte Sarkozy am Freitag in Paris an. Vier Wochen vor der Kommunalwahl löst Sarkozy damit ein Versprechen aus seinem Präsidentschaftschaftswahlkampf im vergangenen Frühjahr ein. Vertreter der Opposition sprachen jedoch "von einer echten Enttäuschung". Sarkozy setze weiter darauf, die Bewohner der Viertel für ihre Misere verantwortlich zu machen, sagte der sozialistische Bürgermeister der Pariser Vorstadt Sarcelles, François Pupponi.

Weitere Punkte des Aktionsplans sind die Gründung von Ausbildungszentren und Internaten für besonders schwache und besonders viel versprechende Schüler aus den Vorstädten, wo die Jugendarbeitslosigkeit teils bei 40 Prozent liegt. Gleichzeitig will der Staat die Gründung von 20.000 neuen Unternehmen durch Bewohner der Viertel fördern.

Gerade recht dürfte Sarkozy auch das grüne Licht aus der Nationalversammlung und dem Senat für den EU-Vertrag von Lissabon kommen: Möglichst schnell soll das Reformwerk nun ratifiziert werden, sagte Sarkozy nach Angaben des Élysée-Palastes. Vor zwei Jahren brachten die Franzosen in einem Referendum noch die umstrittene EU-Verfassung zu Fall und stürzten die Union in eine tiefe Krise. Nun darf Sarkozy Frankreich als das erste EU-Schwergewicht rühmen, das den Reformvertrag ratifiziert hat - nach Ungarn, Slowenien, Malta und Rumänien

Krieg gegen Drogenhandel

Gleichzeitig kündigte Sarkozy an, einen "gnadenlosen Krieg" gegen den Drogenhandel führen zu wollen. Dazu sollten 4000 Polizisten in den Vorstädten stationiert werden. Im Herbst 2005 hatte es in den Vorstädten wochenlange Jugendkrawalle gegeben. "Wir werden die Städte neu erfinden", sagte Sarkozy. Eine halbe Milliarde Euro soll nach Angaben des Präsidenten nun auch für eine bessere Verkehrsanbindung der Viertel bereitgestellt werden. Diese liegen oftmals isoliert an der Peripherie der großen Städte, was für die Bewohner die Arbeitssuche außerhalb erschwert.

Doch die Geister, die Sarkozy mit seiner demonstrativen Verliebtheit rief, dürfte er so schnell nicht los werden: Jüngster Anlass ist ein Bericht über eine SMS, die Sarkozy kurz vor seiner Hochzeit mit Carla Bruni an seine Exfrau Cécilia geschrieben haben soll. "Wenn Du zurückkommst, sag ich alles ab", hieß es darin laut dem Onlinemagazin "Nouvelobs.com". Sarkozy erstattete am Donnerstagabend Strafanzeige wegen Verfälschung gegen das Magazin, ein Dementi gab es nicht. In den freitäglichen Morgennachrichten wurde das Thema daraufhin erst recht ausgebreitet. Sarkozys Anwalt Thierry Herzog erklärte, die "Nouvelobs"-Story sei aufgebauscht. Es sei das erste Mal, dass ein Staatschef Strafanzeige erstatte, und nicht etwa Schadensersatz in einem Zivilverfahren verlange.

Streit um Onlinebericht

Der Bericht erschien am Mittwoch unter der Überschrift: "Die Besessenheit von Cécilia", zahlreiche Internetseiten griffen ihn auf. Nicolas und Cécilia hatten sich im Oktober nach elf Jahren Ehe scheiden lassen. Nur einen Monate später lernte Sarkozy Ex-Modell Bruni kennen, im Dezember machten sie ihre Romanze mit einem Ausflug nach Disneyland öffentlich.

Trotz der zur Schau gestellten Verliebtheit mit Carla sei Cécilia die wahre Leidenschaft Sarkozys geblieben, hieß es bei "Nouvelobs". Unter Berufung auf Vertraute des Präsidenten schrieb das Onlinemagazin, bei der Trauung vergangenen Samstag habe Sarkozy "weniger glücklich gewirkt, als man hätte erwarten können". Die SMS soll Sarkozy acht Tage zuvor abgeschickt haben - ohne eine Antwort zu erhalten.

(afp)
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