Frankreichs Staatspräsident Sarkozy muss kürzertreten

Paris (RP). Der französische Präsident hat nach seinem Zusammenbruch beim Joggen das Krankenhaus verlassen. Die Ärzte raten ihm aber zur Ruhe – mit wenig Aussicht auf Erfolg, hat Sarkozy doch den Spitznamen "Omnipräsident".

 Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni verlassen das Krankenhaus, in dem der Präsident die Nacht verbracht hatte.

Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni verlassen das Krankenhaus, in dem der Präsident die Nacht verbracht hatte.

Foto: AP, AP

Paris (RP). Der französische Präsident hat nach seinem Zusammenbruch beim Joggen das Krankenhaus verlassen. Die Ärzte raten ihm aber zur Ruhe — mit wenig Aussicht auf Erfolg, hat Sarkozy doch den Spitznamen "Omnipräsident".

Diese Fernsehbilder waren wichtig. Zu Fuß und durch den Vorderausgang verließ Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy gestern Vormittag das Militärhospital Val-de-Grâce in Paris. Ganz Staatsmann in Anzug und Krawatte, Hand in Hand mit Ehefrau Carla Bruni. "Ich bin fit", sollten die Bilder sagen, nachdem Sarkozy am Sonntag beim Joggen einen Schwächeanfall erlitten hatte. Die Franzosen sollten bloß nicht denken, dass ihrem "Speedy-Sarko" die Puste ausgegangen sei.

Trotzdem rieten die Ärzte dem 54-Jährigen erst einmal zur Ruhe — für einige Tage. Keine leichte Aufgabe für Sarkozy, der in Frankreich nicht umsonst den Spitznamen "Omnipräsident" weg hat. Stets zur Stelle, ruhelos hat er im Elysée-Präsidentenpalast eine Machtfülle gebündelt, die seinen Vorgängern unbekannt war. Er werde ein Staatschef sein, der regiert, hatte er 2007 angekündigt. Mit der bloßen Vorgabe der Leitlinien wollte er sich nicht begnügen.

Hat er sich nun doch übernommen? "Es liegt nicht unbedingt in seiner Natur, sich zurückzunehmen", sagte gestern Sarkozys langjähriger Vertrauter, Konjunkturminister Patrick Devedjian. Das sollte er aber, meinte auch der Pariser Kardiologe Luc Hittinger: "Aufregung und Stress sind Risikofaktoren." Beides gehört quasi zur Stellenbeschreibung von ranghohen Politikern — umso mehr bei Nicolas Sarkozy, der gerne so viele Dinge wie nur irgend möglich selbst in die Hand nimmt.

Hinter dem Präsidenten liegt ein enorm anstrengendes zweites Amtsjahr. Der EU-Ratspräsidentschaft Frankreichs warf er sich zur Jahresmitte 2008 mit ganzem Elan entgegen und mit einer Aufgabenliste, die nach Überzeugung von Experten Stoff für mehrere Jahre bot — nicht nur für sechs Monate. Zu allem Überfluss bekriegten sich dann auch noch Russland und Georgien im Kaukasus-Konflikt. Sarkozy jettete mehrmals zu Vermittlungsgesprächen nach Moskau und Tiflis.

Nachdem diese Krise mehr oder weniger ausgestanden war, folgte die der Finanzmärkte mit voller Wucht. "Frankreich arbeitet, Deutschland denkt noch nach" gehörte zu den markigen Sprüchen Sarkozys, der mehrere Bühnen gleichzeitig bespielte. Wochenend-Gipfel mit den europäischen Staats- und Regierungschefs, G 8- und G 20-Treffen in London und Washington — dazu hielt der Präsident de facto auch noch die Zügel in der konservativen Partei UMP in der Hand, obwohl er deren Vorsitz nach seiner Wahl zum Staatschef 2007 offiziell abgegeben hatte. Regierungschef François Fillon und die Minister waren wenig mehr als Erfüllungsgehilfen.

"Ist es normal, dass ich am Sonntag zum Telefon greifen muss, wenn Frau Obama mit ihren Töchtern Pariser Geschäfte besuchen will, damit diese öffnen?", schimpfte er im Juni beim Besuch der US-Präsidentengattin. Nein, normal ist das nicht, aber ein Sarkozy legt eben auch da selbst Hand an. Beinahe hätten die Franzosen darüber vergessen, dass ihr Präsident nicht Superman persönlich ist, sondern eben auch nur ein Mensch, dessen Kräfte Grenzen haben.

Carla Bruni erzählte zwar in mehreren Interviews, das Präsidentenpaar verbringe seine Abende ruhig vor dem Fernseher. Doch dem 41-jährigen Ex-Model zuliebe hat Sarkozy seinen Hüftspeck bekämpft — ein Parteifreund spricht von strenger Diät — und joggt mehrmals die Woche mindestens eine Stunde. Vorige Woche flog er mit Bruni eben schnell nach New York, wo sie beim Geburtstagskonzert zu Ehren von Nelson Mandela auftrat.

Nach Angaben des Elysée-Palasts bedingten Hitze und Überarbeitung nun den Zusammenbruch. Eine Herzschwäche oder neurologische Ursachen hätten die Ärzte nicht festgestellt. Der Präsident müsse auch nicht weiter behandelt werden und nehme keine Medikamente ein. Im Krankenhaus erholte sich Sarkozy offenbar schnell: "Er hat Hunger, er meckert, alles ist gut", berichtete ein Parteifreund aus dem Hospital. Dennoch: Alle Termine für gestern und heute wurden abgesagt. Morgen will Sarkozy aber schon wieder die wöchentliche Kabinettssitzung leiten.

Gut, dass anschließend ohnehin drei Wochen Urlaub geplant sind. Sarkozy und seine Frau werden sie auf dem Familiensitz Brunis in Cap Nègre an der französischen Riviera verbringen.

(RP)
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