Prinz Salman, Thronfolger in Saudi-Arabien Der neue König nährt alte Zweifel

Düsseldorf · Nach dem Tod des saudischen Königs Abdullah übernimmt dessen Bruder Salman. Der Westen muss hoffen, dass auch er das Land aus Krieg und Chaos der Region heraushalten kann. Doch schon Salmans erste TV-Ansprache nährt Zweifel an seiner Belastbarkeit. Gerüchten zufolge leidet er seit Jahren an Demenz.

 In seiner TV-Ansprache nach dem Tod seines Halbbruders Abdullah hinterließ der neue saudische Herrscher Salman einen geschwächten Eindruck.

In seiner TV-Ansprache nach dem Tod seines Halbbruders Abdullah hinterließ der neue saudische Herrscher Salman einen geschwächten Eindruck.

Foto: ap

König Abdullah ist tot, es lebe König Salman. Das Königshaus habe den 79-jährigen Halbbruder des international hoch geachteten Abdullahs zum neuen Regenten ernannt, berichte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA am Freitag.

Salman wird demnach seinen Treueschwur nach dem Freitagsgebet in der Hauptstadt Riad ablegen. Abdullah war nach langer Krankheit im Alter von etwa 91 Jahren gestorben. Er soll nach dem Mittagsgebet in der Turk-bin-Abdullah-Moschee in Riad beigesetzt werden.

Umzingelt von Chaos und Krieg

Salman beteuerte, die Politik seiner Vorgänger fortzusetzen. "Wir werden an der rechtschaffenen Politik festhalten, die Saudi-Arabien seit der Gründung durch König Abdelasis angenommen hat", erklärte er in einer TV-Ansprache.

Die Anforderungen sind groß. Vor allem der Westen hofft darauf, dass Salman das Versprechen einhalten kann. Das konservativ-islamische geführte Land gilt als letzter Stabilitätsanker in einer Region voller Krieg und Terror. Saudi-Arabien teilt mit dem von IS-Dschihadisten terrorisierten Irak eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, mit dem in Anarchie versinkenden Jemen im Süden sind es sogar mehr als 1400 Kilometer.

Einer der autoritärsten Staaten der Welt

Unter den arabischen Verbündeten im Kampf gegen den IS galten die Saudis als der treueste. Der Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak bis an die Grenzen des Königreichs und der Staatszerfall im benachbarten Jemen haben das Herrscherhaus alarmiert. Saudi-Arabien ist immer wieder selbst Ziel von Terroranschlägen.

Zeitgleich entzündete sich an Abdullahs Politik immer wieder scharfe Kritik. Die Bündnispolitik mit dem Westen hat ihn nicht davon abgehalten, die Menschenrechte mit Füßen zu treten. Im Ranking von Amnesty International zählt Saudi-Arabien zu den zehn autoritärsten Staaten der Welt.

So schickte das Königshaus während des arabischen Frühlings Soldaten ins benachbarte Bahrain, um Proteste von Schiiten niederschlagen zu lassen. Auch politischen Gegnern gegenüber blieb der König unnachgiebig: Aufrührerische Schiiten im eigenen Land wurden niedergeschlagen, Regimekritiker gerieten ohne jedes Gerichtsverfahren in Haft. Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht, aktuell sorgt die Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung.

Die erste TV-Ansprache nährt alte Zweifel

Umso mehr ist Saudi-Arabien auf eine handlungsfähige Regierung angewiesen. Doch ob nun ausgerechnet der 79-jährige Salman den Erfordernissen gerecht werden kann, ist offen. Schon seine TV-Ansprache nährte Zweifel. Der neue Regent sprach kurzatmig und mit schwacher Stimme. Dabei war er nur schwer zu verstehen. Schon bevor er offiziell den Thron bestiegen hat, eilen ihm die Zweifel an seiner Eignung voraus. Seit Jahren kursieren Gerüchte, der Prinz sei an Demenz erkrankt.

Zum Kronprinz machte ihn Abdullah erst vor anderthalb Jahren. Zumindest an Regierungserfahrung mangelt es Salman nicht. Bislang war er stellvertretender Regierungschef und Verteidigungsminister. Rund 50 Jahre lang diente er zudem als Gouverneur der wichtigen Provinz Riad. In seiner Amtszeit wuchs die Hauptstadt von 300.000 Einwohnern auf fast sieben Millionen.

Schon jetzt richten sich die Augen auf den neuen Kronprinz

Von Salman heißt es, er vertrete eine ähnliche Weltanschauung wie sein Vorgänger. So soll er in dem konservativ-islamischen Königreich zumindest zu gewissen Reformen bereit sein. Die Enthüllungsplattform Wikileaks verbreitete 2007 eine Einschätzung der US-Botschaft in Riad. Darin wird Salman mit den Worten zitiert, Tempo und Ausmaß von Reformen hingen von sozialen und kulturellen Faktoren ab. Veränderungen müssten feinfühlig und zur richtigen Zeit umgesetzt werden.

Doch das ist Jahre her. Inzwischen mehren sich die Sorgen, dass er die Fäden wirklich in der Hand halten kann. Umso mehr gerät mit dem Thronwechsel schon der Nachfolger des Nachfolgers in den Blick: Neuer saudischer Kronprinz ist der 69 Jahre alte Prinz Mukrin, der jüngste Sohn von Staatsgründer Abdelasis. Zum stellvertretenden Kronprinzen ernannte der Königshof Prinz Mohammed bin Naif. Der 55-Jährige wäre im Falle einer Machtübernahme der erste Vertreter von Abdelasis' Enkelgeneration, der auf den Thron käme.

mit Agenturmaterial

(pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort