Religiöse Bewegung offenbar teilweise hinter jüngsten Protesten Salafisten gewinnen in Nordafrika an Einfluss

Dubai · Die jüngsten gewaltsamen Proteste gegen den islamfeindlichen Film könnten nach Ansicht von Experten den stärker werdenden Einfluss der Salafisten in widerspiegeln. Bereits seit dem Arabischen Frühling machen sie in Ägypten, Libyen, Tunesien und anderen Ländern von sich reden.

Chronologie der ägyptischen Parlaments- und Präsidentenwahlen
10 Bilder

Chronologie der ägyptischen Parlaments- und Präsidentenwahlen

10 Bilder

"Ihr politischer Diskurs ist oft noch im Embryonalzustand und ihre Priorität bleibt die soziale und religiöse Reform", sagt der Experte Stephane Lacroix. Erklärtes Ziel der Salafisten ist es, die Gesellschaftsordnung zur Zeit des Propheten Mohammed wiederherzustellen. Sie orientieren sich in ihrem Glauben, ihrer Kleidung und ihrer gesamten Lebensart an dem Vorbild der "Altvorderen" - arabisch "salaf" - womit die Gefährten des Propheten gemeint sind.

Zerstörung von Heiligengräbern

Traditionelle Formen des Volksislams wie die in Nordafrika weit verbreitete Verehrung von Heiligengräber lehnen die Salafisten strikt ab. In Libyen zerstörten sie mehrere Heiligengräber und auch in der malischen Stadt Timbuktu verwüsteten sie zahlreiche Mausoleen. Geprägt sind die Salafisten von der wahhabitischen Interpretation des Islam, der in den vergangenen 20 Jahren vermehrt durch saudi-arabische Satellitensender verbreitet wurde.

Eine genaue Abgrenzung der Salafisten von anderen islamistischen Strömungen ist schwierig. Wie der Forscher Jean-Pierre Filiu erklärt, wird Salafist vor allem in Abgrenzung zu den Muslimbrüdern für Islamisten benutzt, die von Saudi-Arabien unterstützt werden. Anders als die hierarchisch organisierte und politisch aktive Muslimbruderschaft spalten sich die Salafisten in eine Vielzahl kleiner Gruppen, die oft um einflussreiche Prediger organisiert sind.

Salafisten im Aufwind

Nachdem die Salafisten in Tunesien, Ägypten und Libyen jahrzehntelang unterdrückt wurden, haben sie seit dem Sturz der dortigen Herrscher Aufwind. In Ägypten erhielten salafistische Parteien bei den Wahlen im Winter fast 25 Prozent der Stimmen. In Tunesien und Libyen dagegen verweigerten sie sich dem politischen Wettbewerb, wie Filiu erklärt. Seiner Ansicht nach nutzen sie nun gezielt Proteste gegen angebliche "Angriffe auf das Heilige", um ihren wachsenden Einfluss zu demonstrieren.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort