Amtswechsel in London Sajid Javid wird neuer britischer Innenminister

London · Nach dem Rücktritt von Amber Rudd steht nun ihr Nachfolger im Amt des britischen Innenministers fest: Sajid Javid soll den Posten übernehmen.

 Sajid Javid im Juni vergangenen Jahres auf dem Weg zu einem Kabinettsmeeting in der Downing Street.

Sajid Javid im Juni vergangenen Jahres auf dem Weg zu einem Kabinettsmeeting in der Downing Street.

Foto: rtr, JV/AW

Das bestätigte ein Regierungssprecher am Montag in London. Javid war bisher für Kommunen zuständig. Er hatte bislang verschiedene Regierungsposten inne und auch bei der Deutschen Bank gearbeitet. Der 48-Jährige ist der Sohn eines pakistanischen Busfahrers. Seine Familie kam in den 1960er Jahren nach Großbritannien. Der britische Sender BBC bezeichnete ihn als zurückhaltenden EU-Anhänger. Seine Interview-Äußerungen lassen ihn aber nicht eindeutig zuordnen.

Javids bisheriges Amt als Minister für Kommunen übernimmt James Brokenshire, wie Downing Street am Montag weiter mitteilte. Er war früher britischer Nordirland-Minister, trat aber aus gesundheitlichen Gründen zurück. Inzwischen geht es ihm wieder besser.

Amber Rudd hatte am Sonntagabend wegen ihres Verhaltens im Skandal um Einwanderer aus der Karibik ihr Amt aufgegeben. Die konservative Politikerin galt als eines der talentiertesten Kabinettsmitglieder. Als EU-freundliche Politikerin war sie besonders wichtig als Gegengewicht zu den Brexit-Hardlinern, um den Kurs beim Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union abzustecken.

Opposition warf Rudd Ahnungslosigkeit vor

Rudd war für ihre widersprüchlichen Aussagen zur Windrush-Generation scharf kritisiert worden. So werden karibische Einwanderer bezeichnet, die zwischen 1948 und 1971 auf Einladung der Regierung in London als Arbeitskräfte nach Großbritannien kamen. Die Generation ist nach einem Schiff benannt, das die ersten Immigranten brachte.

Etliche dieser Einwanderer und ihre Nachfahren hatten später Probleme, ihr Aufenthaltsrecht nachzuweisen, weil sie keine Dokumente bekommen hatten. Ihnen wurde mit Abschiebung gedroht, Sozialleistungen und medizinische Behandlungen wurden verweigert. May entschuldigte sich dafür, Rudd stellte den Betroffenen britische Pässe und Entschädigungen in Aussicht.

Die Opposition warf der Innenministerin aber Ahnungslosigkeit vor. Zum Verhängnis wurde ihr, dass sie zunächst abgestritten hatte, von Abschiebequoten gewusst zu haben. Kritikern zufolge führte diese Arbeitsweise dazu, dass neben illegalen Einwanderern auch die Mitglieder der Windrush-Generation ins Visier der Behörden gerieten.

(das/dpa)
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