Irak erhält Maschinen aus Russland Saddams Piloten sollen Kampfjets gegen Isis steuern

Für ihren Kampf gegen die Isis-Dschihadisten hat die irakische Luftwaffe am Wochenende erste Militärjets aus Russland erhalten. Am Steuer sollen ausgerechnet Piloten des ehemaligen Diktators Saddam sitzen.

 Der Irak hat in Russland Kampfjets für 500 Millionen Dollar geordert.

Der Irak hat in Russland Kampfjets für 500 Millionen Dollar geordert.

Foto: dpa, hpl

Ein erster Teil von erst vor wenigen Tagen erworbenen Kampfjets des Typs Suchoi sei eingetroffen, verlautete am Sonntag aus Regierungskreisen in Bagdad.

Demnach sollen die Flugzeuge von Piloten des hingerichteten Ex-Machthabers Saddam Hussein gesteuert werden. Das ist nicht ohne Brisanz, zählen doch gerade ehemalige Getreue des irakischen Diktators zu den Anhängern der Isis.

Ein irakischer Regierungsmitarbeiter sagte am Sonntag, erfahrene Luftwaffenpiloten aus der Zeit Saddam Husseins sollten die russischen Maschinen fliegen. Der frühere Machthaber war wie die Organisation Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (Isis) sunnitisch, und Experten zufolge haben sich zahlreiche frühere Verbündete aus dem Lager Saddam Husseins Isis angeschlossen.

Immer wieder fällt bei der Dikussion über die Männer im Hintergrund des Terrors auch der Name Izzet Ibrahim al-Douri. Dabei handelt es sich um Saddams Ex-Vize. Er soll bis heute als Anführer der Saddam-Getreuen gegen die neue irakische Regierung agitieren und dabei mit Isis zusammenarbeiten.

Die Offensive zur Rückeroberung Tikrits wurde derweil mit heftigen Luftangriffen fortgesetzt.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte erst am Donnerstag bekanntgegeben, aus Russland mehr als ein Dutzend Suchoi-Flieger für schätzungsweise bis zu 500 Millionen Dollar (368 Millionen Euro) zu kaufen. Die Flugzeuge sind besonders für Angriffe auf Ziele am Boden ausgelegt. Es ist aber unklar, ob die irakische Luftwaffe überhaupt ausgebildete Piloten hat.

Das irakische Militär wartet noch auf eine zugesagte Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen und Apache-Kampfhubschraubern aus den USA. Bagdad bittet die USA zudem seit Wochen darum, sie im Kampf gegen die Extremisten mit Luftangriffen zu unterstützen. Washington verlegte zunächst jedoch nur 180 Militärberater in den Irak.

Am Samstag sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Riabkow bei einem Besuch in Syrien, Russland werde dem Vormarsch der Islamisten im Irak "nicht tatenlos zusehen". Konkrete Schritte kündigte er aber nicht an.

Ihre am Samstag gestartete Großoffensive gegen das zentralirakische Tikrit - die Heimatstadt Saddam Husseins - setzten die Streitkräfte am Sonntag mit zahlreichen Luftangriffen fort. Laut Augenzeugen wurden mehrere Bezirke sowie ein früherer Palast des Ex-Machthabers bombardiert. Isis-Rebellen hatten die Stadt am 11. Juni in ihre Gewalt gebracht.

Irakische Soldaten rückten am Sonntag auch auf die überwiegend von Schiiten bewohnte Ortschaft Baschir südlich von Kirkuk vor, die ebenfalls von Isis überrannt worden war. Die Regierungstruppen wurden nach offiziellen Angaben von kurdischen Peschmerga unterstützt. Der irakische Kurdenführer Massud Barsani machte deutlich, dass er die autonome Region im Norden um die Gebiete erweitern will, aus denen sich die Regierungstruppen beim Start der Isis-Offensive zurückgezogen hatten.

Der Leiter des irakischen Krisenstabs gegen Isis, General Ali al-Saidi, unterstützte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" die Autonomiebestrebungen von Kurden, aber auch Sunniten. "Alle Gruppen sollen ihre eigenen Regionen erhalten. Das ist die einzige Lösung" um Isis zu isolieren, sagte al-Saidi. Zwar könnten die Sunniten nicht wie unter Saddam Hussein den gesamten Irak regieren, "aber zumindest sich selbst".

Saudi-Arabiens König Abdallah verurteilte Isis am Sonntag als "irregeleitet". "Wir werden nicht zulassen, dass eine Handvoll Terroristen, die den Islam zu ihren persönlichen Zwecken missbrauchen, die Muslime terrorisieren und unserer Heimat Schaden zufügen", warnte der König laut der staatlichen Nachrichtenagentur SPA.

(DEU)
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