US-Soldaten erschießen vier Iraker Saddam Hussein spricht von Rückkehr an die Macht

Bagdad (rpo). Der arabische Fernsehsender El Dschasira hat am Freitag erneut eine mehrminütige Ansprache gesendet, in der Iraks Ex-Diktator seine Landsleute aus dem Untergrund zum Widerstand aufrief.

Die USA wollen den gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein nach Informationen der "New York Times" nach seiner Festnahme vor ein irakisches Gericht stellen. Es sei wichtig, "dass wir die Zuständigkeit für diesen Fall den Irakern übertragen", zitiert die Zeitung am Freitag einen nicht näher genannten Mitarbeiter des US-Außenministeriums. Saddam solle vor einem Tribunal aus irakischen Richtern für seine "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" angeklagt werden. Ein internationales Gericht unter der Leitung der Vereinten Nationen lehnen die USA laut dem Bericht ab.

Inmitten der intensiven Fahndung nach Saddam Hussein hat der irakische Ex-Herrscher am Freitag auf einem ihm zugeschriebenen Tonband erneut zum Widerstand gegen die Amerikaner aufgerufen.

Jeder, der mit den Besatzungstruppen zusammenarbeite, sei ein Agent und Verräter, heißt es in der vom arabischen TV-Sender El Dschasira ausgestrahlten Tonbandaufzeichnung. Augenzeugen berichteten dem Sender indes über Angriffe auf US-Soldaten in den Städten Ramadi, Falludscha und Samarra mit mehreren Verletzten. Auch ein Militärlager polnischer Soldaten bei Hilla sei unter Beschuss geraten.

Dort habe es aber keine Opfer gegeben. El Arabija berichtete zudem über den Brand einer Öl-Pipeline in Beji, 200 Kilometer nördlich von Bagdad. Bei Ramadi sollen in der Nacht zum Freitag vier Iraker getötet worden sein, nachdem sie einen US-Militärkonvoi angegriffen hatten. Die Soldaten nahmen laut demnach fünf weitere Angreifer fest.

Wie schon bei früheren Bändern, die vom US-Geheimdienst als authentisch eingestuft worden waren, glich die Stimme der des seit dreieinhalb Monaten flüchtigen Ex-Präsidenten, der erst drei Tage zuvor im arabischen Sender El Arabija zu hören gewesen war. In der mehrminütigen Ansprache warf der Sprecher auf dem Band den alliierten Streitkräften vor, die Reichtümer des Landes zu plündern. Gleichzeitig deutete er an, dass er seine eigene Rückkehr an die Macht für möglich halte. Die Stimme nannte als Datum für die Aufzeichnung den 27. Juli.

Der frühere Machthaber ist seit seinem Sturz am 9. April auf der Flucht. Auf seine Ergreifung haben die USA eine Prämie in Höhe von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt. Die USA suchen jetzt mit digital manipulierten Fotos nach Saddam. Wie der Nachrichtensender CNN am Donnerstagabend berichtete, verteilte das Pentagon sechs verschiedene Bilder an die Truppen im Irak. Sie zeigen, wie der gestürzte irakische Präsident inzwischen aussehen könnte. So sei Saddam auf einem Foto ohne seinen typischen Schnurrbart zu sehen.

Der Führer der irakischen Monarchiebewegung, der Scherif Ali bin Hussein, hat indes das Vorgehen der US-Besatzungsmacht im Irak scharf kritisiert. Ali, der zur Familie des letzten irakischen Königs gehört, sagte in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der arabischen Zeitung "Al-Hayat": "Die Amerikaner sind in den Irak gekommen, um die Probleme des Landes zu lösen, und sind nun selbst zu einem Problem geworden". Die Monarchiebewegung gehört zu den sechs irakischen Exil-Oppositionsgruppen, die bereits vor dem Krieg enge Kontakte zur US-Regierung hatten.

Zwei der drei Töchter Saddams, Raghad und Rana, haben unterdessen in Jordanien Asyl gefunden. Sie trafen am Donnerstag mit ihren neun Kindern in Amman ein, wo sie unter staatlichen Schutz gestellt wurden. Wie Informationsminister Nabil al Scharif mitteilte, wurden sie von König Abdullah aus "rein humanitären Gründen" aufgenommen.

Die beiden Frauen hatten sich seit dem Sturz ihres Vaters am 9. April im Irak versteckt gehalten. Sie waren 1995 bereits einmal nach Jordanien geflohen. Damals begleiteten sie ihre Ehemänner, die beide einst hohe Posten in Militär und Geheimdienst bekleideten. Wenig später kehrten sie jedoch auf ein Amnestie-Versprechen Saddams hin mit ihren Frauen nach Bagdad zurück, wo sie sofort getötet wurden.

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