Vor 25 Jahren übernahm Ex-Diktator Hussein die Macht im Irak Saddam: Der Aufstieg des Ziegenhirten aus Tikrit

Düsselorf (rpo). Er ist bis zu seiner Verhaftung im Dezember 2003 einer der dienstältesten Diktatoren dieser Welt gewesen: Saddam Hussein. Am 16. Juli 1979 übernahm der damals gerade 42-jährige das Präsidentenamt von seinem Ziehvater Hassan al Bakar. Auf diesen Moment hatte der Ziegenhirt aus Tikrit seit Jahren hingearbeitet. Die Weichen für seine politische Karriere stellte Hussein bereits 1957: Er wurde Mitglied der illegalen Baath-Partei. Im Auftrag der Partei gehörte er zu einem Todeskommando, das den irakischen Präsidenten General Kassem ermorden sollte. Kassem überlebte und Hussein floh nach Ägypten, wo er zum führenden Mitglied des Kairoer Baath-Büros aufstieg.

Saddam Hussein: Von der Machtübernahme zur Gefangennahme
12 Bilder

Saddam Hussein: Von der Machtübernahme zur Gefangennahme

12 Bilder
Foto: AP

Düsselorf (rpo). Er ist bis zu seiner Verhaftung im Dezember 2003 einer der dienstältesten Diktatoren dieser Welt gewesen: Saddam Hussein. Am 16. Juli 1979 übernahm der damals gerade 42-jährige das Präsidentenamt von seinem Ziehvater Hassan al Bakar. Auf diesen Moment hatte der Ziegenhirt aus Tikrit seit Jahren hingearbeitet. <P>Die Weichen für seine politische Karriere stellte Hussein bereits 1957: Er wurde Mitglied der illegalen Baath-Partei. Im Auftrag der Partei gehörte er zu einem Todeskommando, das den irakischen Präsidenten General Kassem ermorden sollte. Kassem überlebte und Hussein floh nach Ägypten, wo er zum führenden Mitglied des Kairoer Baath-Büros aufstieg.

Nach einem erfolgreichen Putsch der Baath-Anhänger unter General Hassan al Bakr kehrte Hussein aus dem Exil zurück und diente sich al Bakr als Leibwächter an. Doch das Bündnis aus national-revolutionärer Baath-Partei und nationalistischen Verschwörern sollte nur von kurzer Dauer sein. Mit Hilfe des Militärs erringt ein Vertrauter des gestürzten Präsidenten die Macht zurück. Die Baathisten mussten wieder in den Untergrund. Unter ihnen auch Saddam Hussein, der dort erneut Umsturzpläne schmiedete.

1964 wurde der junge Hitzkopf gefasst und ins Gefängnis geworfen. Doch die Baathisten hielten zu ihm. Noch im Gefängnis wählte ihn die Partei in ihre Führungsriege. Nach zwei Jahren Haft gelang ihm auf dem Weg zu einem Gerichtstermin die Flucht. Aber erst am 17. Juli 1968 tauchte er wieder auf - in der Uniform eines irakischen Armeeleutnants auf einem Panzer. Diesmal trafen die Baathisten auf wenig Widerstand und konnten die alleinige Führung des Landes übernehmen.

"Friss deinen Feind am Mittag"

An der Spitze der neuen Regierung stand General Hassan al Bakr. Seinen Vertrauten Saddam Hussein machte er zum Chef von Sicherheitsdienst und Parteiapparat. Bald stieg Hussein zum zweiten Mann des Landes auf und arbeitete mit Ehrgeiz und Skrupellosigkeit auf das Präsidentenamt hin. Getreu dem irakischen Sprichwort: "Friss deinen Feind am Mittag, damit er dich nicht am Abend frisst." Dabei setzte der Sicherheitschef meist auf leise Töne: Oppositionelle sterben bei Verkehrsunfällen oder unter mysteriösen Umständen an Herzversagen.

Politisch machte der gelernte Jurist allerdings mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam. 1971 verstaatlichte er die Ölindustrie. Mit einem Schlag war der Irak eines der reichsten Länder der Welt. Überlegungen, irakisches Öl wegen der Enteignung der meist ausländischen Ölkonzerne zu boykottieren, liefen ins leere, denn Hussein hatte vorgesorgt: Ein Vertrag mit der Sowjetunion garantierte dem Land die Abnahme der gesamten Ölförderung. Auch Frankreich war gegen billiges Öl bereit, die Verstaatlichung zu akzeptieren.

Zuckerbrot und Peitsche

Mit Hilfe der Milliarden von Petro-Dollars machte Hussein sich im Volk beliebt. Er sorgte durch eine Agrarreform für mehr Wohlstand, ließ das Bildungs- und das Gesundheitssystem ausbauen und stärkte die Rechte der Frauen. Immer mehr trat er aus dem Schatten von Präsident al Bakr, redete Stunden im Fernsehen über Bildung und Familienplanung, stand mehrmals wöchentlich per Telefon für die Sorgen und Nöte der Bevölkerung zur Verfügung.

Als al Bakr krankheitsbedingt am 16. Juli 1979 zurücktrat, war Hussein sein natürlicher Nachfolger. Als erste Amtshandlung beseitigte er alle noch verbliebenen Kritiker in Partei und Staatsapparat und besetzte ihre Posten mit Familienangehörigen. Bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Sturz der Monarchie erringt die Baath-Partei 1980 unter seiner Führung eine klare Mehrheit. Saddam Hussein war am Ziel seiner Wünsche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort