Atomstreit Russland und Iran verhandeln weiter

Moskau (rpo). Moskau und Teheran wollen trotz der Einschaltung des Weltsicherheitsrats im Streit um das iranische Atomprogramm ihre Verhandlungen fortsetzen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow teilte mit, die Gespräche würden auf Bitten Teherans wieder aufgenommen.

Wer ist Mahmud Ahmadinedschad?
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Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete am Abend unter Berufung einen Regierungsvertreter in Moskau, die Verhandlungen hätten bereits begonnen, dies wurde offiziell allerdings nicht bestätigt. Lawrow zeigte sich über das bisherige Verhalten des Irans enttäuscht.

Der Außenminister sprach von "widersprüchlichen Signalen" aus Teheran. "Einen Tag lehnen sie (das Angebot) ab, am nächsten tun sie es nicht." Noch am Sonntag hatte das Außenministerium in Teheran erklärt, nach der Einschaltung des UN-Sicherheitsrat sei das Angebot Moskaus, Uran für das iranische Atomprogramm auf russischem Territorium anzureichern, vorerst kein Thema mehr.

In einem Interview kritisierte Lawrow aber auch die Haltung der USA im Atomstreit. Die Regierung in Washington nutze die Krise, um "einige politische Aufgaben in ihren Beziehungen zu dem Regime zu lösen", sagte Lawrow in einem am Montag veröffentlichten Interview der Tageszeitung "Wremja Nowostei". Ein Einschwenken Russlands auf die harte Haltung Washingtons im Gegenzug für eine Zustimmung der USA zu einem Beitritt Moskaus zur Welthandelsorganisation (WTO) schloss er aus.

China mischt sich ein

"Wir werden nicht das, was uns ohnehin rechtmäßig zustehen sollte, für etwas anderes eintauschen", wurde er zitiert. Lawrow rief die weiteren vier Vetomächte USA, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland auf, gemeinsam mit Russland in Wien mit IAEA-Chef Mohamed ElBaradei zusammenzutreffen.

Der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) komme weiterhin eine zentrale Rolle bei der Lösung des Konflikts zu. "Aber manchmal schlagen unsere westlichen Partner vor, nach folgender Logik vorzugehen: Weil es keine Klarheit (über das iranische Atomprogramm) gibt, lasst uns mehr Druck machen und Sanktionen verhängen", sagte Lawrow.

Auch der chinesische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Wang Guangya, wandte sich am Montag bei Beratungen mit den Botschaftern der übrigen vier Vetomächte gegen eine harte Iran-Resolution. "Wir wollen eine konstruktive Erklärung", sagte er nach dem Treffen.

Der Leiter der russischen Atomenergiebehörde, Sergej Kirijenko, sagte am Montag, das Angebot, Uran für das iranische Atomprogramm auf russischem Territorium anzureichern, bleibe bestehen. Der Iran weigert sich bislang jedoch, vollständig auf eine Urananreicherung im eigenen Land zu verzichten. Dies hatte die IAEA gefordert, weil angereichertes Uran auch zur Herstellung von Atomwaffen dienen kann.

Der britische Außenminister Jack Straw forderte am Montag, friedlich Druck auf den Iran auszuüben. Das Land leide bereits unter der harten Haltung der Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. So habe das Vertrauen von Investoren ernsten Schaden genommen, sagte Straw in einem Interview der BBC. Der Umsatz an der Teheraner Börse sei merklich zurückgegangen, außerdem gebe es eine Kapitalflucht.

(ap)
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