Justiz sieht Zeugenbestechung Rubygate - Berlusconi droht weiterer Prozess

Rom · Für den ehemaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi ist die Affäre um "Ruby" noch nicht ausgestanden: Medienberichten zufolge droht dem "Cavalliere" in diesem Fall ein weiterer Prozess.

Silvio Berlusconi: Aussetzer und Leben des Cavaliere
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Foto: dpa/Angelo Carconi

Berlusconi sowie seinen Anwälten Niccolo Ghedini und Piero Longo werde vorgeworfen, mehrere Zeuginnen für Aussagen zugunsten des Politikers bezahlt zu haben, berichteten am Freitag die Zeitung "Corriere della Sera" sowie andere italienische Medien. Dieser Vorwurf ist demnach in der Begründung eines ersten Urteils in der Affäre enthalten, die am Freitag von dem zuständigen Mailänder Gericht veröffentlicht wurde.

Berlusconi hatte nach Bekanntwerden des Skandals um Sex-Partys mit jungen Frauen nach eigener Aussage begonnen, den Zeuginnen monatlich 2500 Euro als Entschädigung zu zahlen. Dabei handele es sich um einen "illegalen Akt, eine Manipulation von Beweisen", bemängelte das Gericht den Berichten zufolge. Es leitete demnach seine Schlussfolgerungen an die Mailänder Staatsanwaltschaft weiter, die in der Sache noch vor Weihnachten ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Berlusconi, die beiden Anwälte und die betroffenen Frauen wegen "Korruption in Justizverfahren und Falschaussage" eröffnen solle.

Berlusconi war Ende Juni nach zweijährigem Prozess wegen Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft und einem Ämterverbot verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Berlusconi bezahlten Sex mit der zur Tatzeit minderjährigen Nachtclubtänzerin Karima al-Mahrough alias Ruby Rubacuore (Ruby Herzensbrecherin) hatte.

Das Urteil ist erst rechtskräftig, wenn alle Revisionsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, was im kommenden Jahr der Fall sein könnte. Berlusconi wies stets alle Vorwürfe zurück. In einem weiteren Verfahren wegen Steuerbetrugs wurde er aber rechtskräftig zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt, die wegen einer Amnestieregelung auf ein Jahr verkürzt wurde und aus Altersgründen nicht im Gefängnis verbüßt werden muss. Allerdings führte die Verurteilung am Mittwoch zu Berlusconis Ausschluss aus dem Senat und damit zum Verlust seiner Immunität.

(AFP)
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