Griechenland Ringen um Übergangsregierung geht weiter

Athen (RPO). Das Ringen um eine Übergangsregierung in Athen geht Insidern zufolge weiter. Zwar sagte ein Regierungsvertreter, die Koalition aus Sozialisten und Konservativen werde am Mittwoch im Laufe des Tages vorgestellt. Wer diese jedoch anführen wird, ist nach Angaben von Vertretern beider Parteien weiter unklar.

Entscheidende Figuren im griechischen Machtpoker
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Der Plan, den lange Zeit als Favoriten gehandelten früheren EZB-Vizepräsidenten Lucas Papademos auf den Posten des Ministerpräsidenten zu hieven, ist demnach ins Wanken geraten. Die Parteien loteten nun andere Möglichkeiten aus. Auch der Regierungsvertreter räumte ein, die Verhandlungen würden weitergehen. Die angestrebte 100-Tage-Koalition soll die mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verabredeten drastischen Sparmaßnahmen umsetzen und Neuwahlen vorbereiten.

"Die Papademos-Kandidatur ist auf Probleme gestoßen, die mit beiden Parteien zu tun haben", sagte einer der Parteivertreter der Nachrichtenagentur Reuters unter der Bedingung, namentlich nicht genannt zu werden. In einigen griechischen Medien hieß es, Papademos habe Bedingungen genannt, die die Parteien nicht akzeptieren würden. In anderen Berichten war die Rede davon, Finanzminister Evangelos Venizelos leiste Widerstand, weil Papademos die Wirtschaftsmannschaft der Regierung verändern wolle.

In griechischen Medien waren zuletzt Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos und der Abgeordnete Apostolos Kaklamanis, der den Sozialisten angehört, als Alternativen zu Papademos genannt worden. Beide haben jedoch Berichte dementiert, wonach sie ausgewählt worden seien.

Zur Verwirrung trugen außerdem Aussagen von Parteivertretern bei, wonach Oppositionschef Antonis Samaras innerhalb seiner konservativen Nea Dimokratia in die Kritik geraten sei. Abgeordnete werfen ihm demnach vor, nach seiner ursprünglichen Ablehnung von Sparvorhaben nun umgeschwenkt zu sein. Auch das könnte eine Annäherung an die Sozialisten behindern.

Der Regierungsvertreter sagte dagegen in der Nacht vor Journalisten, Ministerpräsident Giorgos Papandreou werde gegen Mittag Präsident Karolos Papoulias treffen. Anschließend würden die Parteispitzen zusammenkommen und danach die neue Koalition vorgestellt, die bis zu Neuwahlen das vom Bankrott bedrohte Euro-Land führen soll. Weitere Details nannte der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, nicht.

Eigentlich sollte die Übergangsregierung bereits am Montag feststehen, doch die Gespräche zogen sich hin. Griechenland steht unter Zeitdruck, denn die nächste Tranche von Hilfsgeldern im Höhe von acht Milliarden Euro wollen die EU-Finanzminister erst freigeben, wenn das griechische Parlament die ihm vorgegebenen Reform- und Sparmaßnahmen beschlossen hat.

(RTR/csr)
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