Antike syrische Stadt Assad-Regime erobert Palmyra zurück

Palmyra · Die Rückeroberung der antiken Stadt ist ein Rückschlag für den IS, aber auch für die syrische Opposition.

Syrien: Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung
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Syriens Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung

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Foto: dpa, fdt

Die Eroberung der antiken syrischen Stadt Palmyra ist zweifelsohne eine schmerzhafte Niederlage für den Islamischen Staat (IS) und damit eine positive Entwicklung im Kampf gegen die Terroristen. Jedoch ist es ein Erfolg mit bitterem Beigeschmack: Denn es ist das Regime von Machthaber Baschar al-Assad, welches hier Territorium zurückerobert.

Damit hat Damaskus bewiesen, dass es militärisch effektiv gegen die Dschihadisten des IS vorgehen kann. Assad kann sich mit diesem Erfolg nun auch im Westen als wichtiger Partner im Antiterrorkampf vermarkten. Oder wie es der syrische Kultusminister fasst: Die ganze Welt schulde dem syrischen Präsidenten und Führer Dank, weil er die Altertümer mit allen Mitteln schützen ließ.

Genau an diesem Punkt aber wird es kontrovers. Denn es stellt sich die Frage, ob das syrische Regime hier ein Problem löst oder eines darstellt. Die syrische Opposition steht den neuen Eroberungszügen des Regimes jedenfalls skeptisch gegenüber. "Palmyra, das von einem Assad-Regime erobert wird, ist wie ein Warschau das von den Sowjets 'befreit' wird. Einerseits freut man sich, dass die Nazis geschlagen wurden, andererseits übernimmt stattdessen Stalin", schreibt ein Oppositionellen über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Palmyra selbst steht dabei auch als Symbol. Denn für die syrische Opposition steht der Ort nicht nur für seine einzigartigen antiken Baudenkmäler, sondern Palmyra ist auch Sinnbild für eines der berüchtigtsten Gefängnisse des Assad-Regimes. Oppositionelle verschwanden in Palmyra jahrzehntelang "hinter der Sonne" und tauchten oft nie wieder auf.

Opposition gerät in die Klemme

Die Opposition gerät durch die Eroberung von IS-Territorium durch das Regime in die Klemme. Einerseits kann sie diesen Schlag gegen den IS nicht per se gutheißen, denn es ist das verhasste Regime, das hier Boden gutgemacht hat. Andererseits können sich die Rebellen nicht selbst als effektiver Partner im Kampf gegen den IS und damit als Alternative im Antiterrorkampf präsentieren. Zu sehr sind sie selbst in den vergangenen Monaten ausgeblutet und geschwächt worden, durch dieselben russischen Kampfjets, die nach einer vereinbarten Waffenpause mit den Rebellen nun endlich massiv gegen IS-Stellungen Angriffe fliegen.

Das Regime und seine Partner nutzen die vereinbarte Feuerpause mit den Rebellen, um diesmal Territorium, nicht von den Rebellen, sondern von der IS zurückzuerobern. Das verbessert das internationale Standing Assads als Bollwerk gegen den Terror und festigt damit auch seine Position bei zukünftigen Friedensverhandlungen in Genf. Assads Botschaft ist klar: Ohne ihn funktioniert in Syrien der Kampf gegen den IS nicht und deshalb kann es nur eine politische Zukunft mit ihm geben. Insofern haben sich die Gewichte in den vergangenen Tagen nicht nur militärisch gegen den IS, sondern auch politisch gegen die syrische Opposition verschoben.

(RP)
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