Entführungsfall Osthoff Regierung sucht Kontakt zu Kidnappern

London/Bagdad (rpo). Knapp eine Woche ist es nun her, dass die deutsche Archäologin Susanne Osthoff und ihr Fahrer im Irak entführt wurden. Die Bundesregierung bemüht sich intensiv um einen Kontakt zu den Geiselnehmern, wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mitteilte. Noch gibt es aber keinen Kontakt. Währenddessen kündigte der irakische Präsident Talabani an, sich persönlich für die Freilassung Osthoffs einzusetzen.

Freude über Freilassung von Susanne Osthoff
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Foto: DDP

Ein krimineller Hintergrund der Geiselnahme sei nicht ausgeschlossen, sagte Steinmeier vor seiner Abreise nach London in Berlin. Aus dem Fehlen religiöser Motive auf dem Video und der schlechten Kameraführung allein könne nicht abgeleitet werden, dass es sich auf jeden Fall um einen kriminellen Hintergrund handele. "Ich halte das für einen möglichen, aber nicht belastbaren Schluss. " Mehrere Experten schlossen aufgrund des Videos, auf dem Osthoff zu sehen ist, auf einen kriminellen Hintergrund.

Talabani verurteilte die Entführung der Deutschen als "terroristischen Akt". Er habe sich persönlich der Angelegenheit angenommen und stehe in ständigem Kontakt mit den irakischen Sicherheitsbehörden, sagte Talabani der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sein Land werde mit der deutschen Regierung "in jeder erdenklichen Form zusammenarbeiten", um Osthoff freizubekommen.

Generalbundesanwalt Kay Nehm leitete nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" gegen die Geiselnehmer ein Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und Nötigung deutscher Verfassungsorgane ein. Die Kidnapper verlangen auf dem Video, dass Deutschland die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung abbricht.

Die Islamische Föderation in Berlin (IFB) rief für Freitag zu einem Gebet für den Frieden in der Emir-Sultan-Moschee in Berlin-Schöneberg auf. Die IFB verurteilte die Entfrührung "auf das Schärfste" und forderte die "sofortige und bedingungslose Freilassung" Osthoffs.

Die große Mehrheit der Deutschen lehnt es laut einer Umfrage von Infratest dimap ab, dass sich die Bundesregierung durch die Entführung erpressen lassen könnte. 89 Prozent der Befragten sagten, ein Land dürfe sich von Geiselnehmern nicht erpressen lassen, nur neun Prozent vertraten die gegenteilige Ansicht. 55 Prozent meinten, Osthoff seien die Gefahren bekannt gewesen, die Bundesregierung trage daher keine Verantwortung. 36 Prozent lehnten diese Ansicht ab.

Das Komitee der Ulema, das höchste sunnitische Gelehrtengremium im Irak, rief zur Freilassung von vier anderen westlichen Geiseln auf, ohne Osthoff zu erwähnen. "Das Komitee unterstreicht, dass die Geiseln selbstlose Arbeit zum Wohl der Bedürftigen getan haben und ruft die Geiselnehmer auf, diese freizulassen", hieß es in einer Mitteilung des Komitees, das bei Entführungen in der Vergangenheit häufig eine vermittelnde Rolle gespielt hatte. Auch die Botschaft der USA in Bagdad forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung des US-Bürgers Thomas Fox und der anderen drei Geiseln. Die vier Mitglieder der Christlichen Friedensstifterteams, neben Fox zwei Kanadier und ein Brite, waren am Samstag in Bagdad entführt worden.

(afp)
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