Historische Reform Frauen in Saudi-Arabien dürfen nun Auto fahren

Erstmals haben in Saudi-Arabien Frauen das Steuer übernommen: Nach der Aufhebung des Fahrverbots für Frauen im Land durften sie kurz nach Mitternacht am Sonntag im Straßenverkehr fahren.

 Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens dürfen Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich ans Steuer.

Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens dürfen Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich ans Steuer.

Foto: dpa/Gehad Hamdy

König Salman hatte im vergangenen Jahr die historische Ankündigung gemacht, in Zukunft sollten auch Frauen hinter dem Lenkrad sitzen. Damit waren ultrakonservative Kritiker verstummt, die überzeugt waren, Frauen am Steuer würden zu Sünde und Belästigung der Autofahrerinnen führen.

Saudi-Arabien war das letzte Land der Welt, in dem Frauen keine Fahrzeuge lenken durften. Sie waren auf Ehemänner, Väter, Brüder oder Fahrer angewiesen, um einfachste Besorgungen zu erledigen oder die Kinder zur Schule zu bringen. Fast dreißig Jahre kämpften saudische Frauen und Männer, die sie dabei unterstützten, für die Aufhebung des Verbots.

Wenn eine Frau in den vergangenen Jahren trotzdem versuchte, Auto zu fahren, wurde sie in der Regel wegen des Verstoßes gegen das Verbot festgenommen. In anderen muslimischen Ländern durften Frauen indes längst hinters Steuer. Nach der Erklärung des Königs wurden immer mehr Unterstützer autofahrender Frauen laut.

„Diese Entscheidung wird Frauen gleichberechtigt mit Männern machen und das wird uns zeigen, dass Frauen fähig sind, alles zu tun, was ein Mann kann“, sagte Fauas al-Harbi. „Ich habe auf diese Entscheidung gewartet, damit meine Mutter, meine Schwestern fahren können.“

Viele haben keinen Führerschein

Eine große Mehrheit der Frauen im Land hat allerdings noch keinen Führerschein. Die Kurse wurden erstmals vor drei Monaten angeboten und sind streng nach Geschlecht getrennt. In großen Städten gibt es lange Wartelisten. Es dauert zum Teil Monate, bis eine Frau ihre erste Fahrstunde absolviert. Zudem kosten die Kurse umgerechnet mehrere Hundert Euro.

Andere Frauen verweisen auf eigene Autos, die von Chauffeuren gefahren werden. Oder wollen warten, bis der große erste Andrang vorüber ist - auch, um zu sehen, wie männliche Fahrer im Straßenverkehr auf die Änderung reagieren werden.

„Ich werde meinen Führerschein machen, aber ich werde nicht fahren, weil ich einen Fahrer habe“, sagte etwa die 60 Jahre alte Lulwa al-Fireidschi bei einer von der saudischen Regierung finanzierten Veranstaltung, die Frauen zum Autofahren ermutigen sollte. „Ich werde ihn für den Notfall haben. Er ist mein Recht und ich werde ihn im Portemonnaie tragen.“

(mro/dpa)
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