Rede vor konservativen Aktivisten Trump schart die Konservativen um sich

Washington · Einmal im Jahr treffen sich Amerikas Konservative zu ihrem Hochamt. Die CPAC-Konferenz: kein Ort für Zwischentöne, 2017 erst recht nicht. Trump ist der große Zusammenschweißer - das war nicht immer so.

 US-Präsident Donald Trump spricht vor konservativen Aktivisten in Washington.

US-Präsident Donald Trump spricht vor konservativen Aktivisten in Washington.

Foto: afp, nk

Zu den Klängen von "God bless America" schreitet Donald Trump auf die Bühne. Der Applaus ist ihm gewiss, die Zuhörer empfangen ihn stehend mit Ovationen. 15 Minuten wollte der Präsident auf der CPAC-Konferenz sprechen, es werden rund 40. Seine Botschaft an die konservative Versammlung: Endlich werdet Ihr gehört, endlich stellt Ihr den Präsidenten.

Trump spielt auf der Klaviatur des Nationalismus. Er sagt, er repräsentiere die Vereinigten Staaten, nicht die Welt. Er schimpft über die Handelsabkommen. Er schimpft über die Medien, auch Hillary Clinton erwähnt er. Die Menge ruft: "Sperrt sie ein".

Trump ist wieder ganz im Wahlkampfmodus. Es ist eine Rede, wie er sie vor einem Jahr schon hätte halten können, hätte er damals auf der CPAC-Konferenz sprechen können. Aber als Präsidentschaftsbewerber blieb er dem Treffen fern.

Was für einen Unterschied ein Jahr macht. Mit größtem Argwohn stand die CPAC 2016 Trump gegenüber. Er habe keinerlei Werte, kein konservatives Herz, sei keiner der ihren. Als artfremder Emporkömmling wurde er beschrieben, als Eindringling in das wertkonservative Kernland. 2017 feiert sich der Präsident als einer der ihren. Er spricht von den Teilnehmern als seinen "Freunden".

Erfolg vereint, und Trumps Wahlsieg schweißt zusammen. Die Erinnerung sei ein anderes Land, heißt ein Sprichwort, und so findet man auf dieser "Conservative Political Action Conference" (CPAC), Sammelbecken und Sprachrohr des amerikanischen Konservatismus, kaum mehr eine kritische Stimme. Die Risse im Wahlkampf, die tiefen, schmerzhaften und selber zugefügten Wunden der Republikaner: alles vergessen. "Wir regieren", sagt Don Flienno auf dem Gang, er ist aus Georgia angereist. "Das zählt. Sonst nichts."

Trumps Chefberater Stephen Bannon nutzt die CPAC am Donnerstag für einen seiner sehr seltenen öffentlichen Auftritte. In größter Gelassenheit wirft er den Medien ein kaltes "Ah, die Opposition" entgegen. Nein, sagt er, es werde nicht nur nicht besser werden mit den Medien, es werde schlimmer. Denn: Als globalisierte Konzerne könnten die Medien ja gar keine Übereinstimmung mit der national ausgerichteten Politik Trumps haben, das sei doch logisch.

Infografik: Trump vs. Medien: Wem vertrauen die Amerikaner? | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Lächelnd verkörpert Bannon einen Mann, der völlig im Reinen mit sich ist. Der radikale Stratege der radikalen Neuordnung. Bezugsgrößen seiner Ableitungen sind Nation, Geschichte und Herkunft. Die Weltmacht wird national gedacht. Trump werde alles umsetzen, was er im Wahlkampf versprach, das sollten jetzt mal bitte alle begreifen, sagt Bannon. "Es war doch alles in den Reden."

Viele Auftritte auf der CPAC bieten dem Publikum das, was hier nicht grundlos "rohes Fleisch" genannt wird. Drei Themen bringen zuverlässig Sprechchöre: ein Konservativer für das Oberste Gericht, Steuersenkungen, weg mit der Gesundheitsreform Obamacare.

Ted Cruz, einer der Trump-Verlierer, darf das Salzfass über den Wunden der Demokraten öffnen. Die Anhänger sind hingerissen, Texas' Senator ist seit Jahren einer der Herzbuben der Bewegung. "Dank der von den Demokraten geänderten Regeln im Senat haben wir das konservativste Kabinett seit Jahrzehnten. Vielen Dank im Namen der CPAC!" ruft Cruz. Der Saal bebt.

Privater Waffenbesitz wird verteidigt

Dies ist kein Ort der Zwischentöne. Glühend wird der Waffenbesitz verteidigt, Heimspiel für die satt anwesende NRA-Waffenlobby. "Das Recht auf Waffenbesitz kam noch vor dem Wahlrecht", sagt Teilnehmerin Dana Loesch. Abtreibung ist des Teufels, grundsätzlich. Über die Leinwände flackern, lange nicht gesehen, Ronald Reagan und Margaret Thatcher. Immer wieder wird die Verteidigung der Verfassung beschworen, es ist nicht ganz klar, gegen wen.

Eine bizarre Szene gibt es am Donnerstag am Rande. Drinnen im Saal versucht Dan Schneider von der ausrichtenden American Conservative Union ACU gerade eine intellektuell etwas gewundene Distanzierung von den Neonazis der "Alt Right" Bewegung: Sie seien "Linksfaschisten", die Konservativen dürften sich nicht unterwandern lassen.

Erstmals seit 1981 besucht ein Präsident den CPAC

Währenddessen steht Alt-Right-Führungsfigur Richard Spencer vor der Saaltür und gibt fröhlich Interviews, lobt Trump für seine harte Linie zur Einwanderung. Später wird Spencer vom Gelände entfernt, die CPAC nennt ihn "widerwärtig".

Seit 1973 war die CPAC immer eine politisch eindeutig zu verortende Veranstaltung. Die Richtung, die sie 2017 angenommen hat, ist nicht allen recht. Auch überzeugte Republikaner sind ferngeblieben, sehen auf von Breitbart News gesponserten Podien keinen Platz mehr für sich. "Als ich die Partei um mehr Toleranz gebeten habe, habe ich damit keine Nazis gemeint, keine Verschwörungstheoretiker und keine sexuell Übergriffigen", äußert ein früherer Teilnehmer.

Trump ist der erste Präsident seit Ronald Reagan 1981, der im ersten Jahr seiner Präsidentschaft dieses Hochamt der Konservativen besucht. Der Berg- und Talweg vom ausgerufenen Spalter der Partei zu ihrem umjubelten Einiger, für die meisten Teilnehmer der CPAC 2017 ist er im Rückblick ein schnurgerader Highway.

(dpa/heif)
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