Türkei reagiert auf mögliche Sanktionen Erdogan droht USA mit Schließung von Militärstützpunkten

Istanbul · Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den USA erneut gedroht: „Falls erforderlich“ werde Ankara zwei wichtige Militärstützpunkte in der Türkei schließen.

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während einer Rede in seinem Palast

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während einer Rede in seinem Palast

Foto: dpa/Uncredited

Angesichts wachsender Spannungen zwischen der Türkei und den USA hat Präsident Erdogan damit gedroht, zwei von der US-Armee genutzte Stützpunkte zu schließen. "Falls erforderlich" könne Ankara die Luftwaffenbasis Incirlik und die Radarstation Kürecik schließen, sagte der türkische Präsident im Nachrichtensender A Haber. Von Incirlik aus fliegen US-Kampfjets Angriffe auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. In Kürecik in der Provinz Malatya ist ein Radarsystem der Nato stationiert.

Die Beziehungen zwischen Washington und Ankara werden derzeit unter anderem dadurch belastet, dass die Türkei trotz der Kritik des Nato-Partners USA das russische Luftabwehrsystem S-400 gekauft hatte. US-Senatoren fordern wegen des Kaufs Sanktionen gegen die Türkei. Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte. Ursprünglich hatte die Türkei F-35-Kampfjets aus den USA beschaffen wollen. Die Regierung in Washington warf die Türkei wegen des S-400-Kaufs jedoch aus dem F-35-Programm. Harte Sanktionen blieben bislang aber aus.

Für zusätzliche Verstimmungen sorgte Ende Oktober der Beschluss des US-Senats zur die Massaker an den Armeniern als "Völkermord" einzustufen. Die Türkei bestellte daraufhin den US-Botschafter in Ankara ein. Frankreich, Deutschland und andere Staaten erkennen die Massaker während des Ersten Weltkrieges schon länger als Völkermord an. Die Türkei als Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs lehnt diese Einstufung aber ab.

Die türkische Regierung setzt die beiden Militärbasen immer wieder als Druckmittel gegen die USA ein. Bereits vor einigen Tagen hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu für den Fall, dass die USA neue Sanktionen erlassen, mit einer Schließung der Stützpunkte gedroht. Die Türkei ist seit 1950 Nato-Partner der USA.

(juju/AFP/dpa/rts)
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