Flüchtlingscamp-Vorschlag abgewiesen Erdogan: Bild von totem Kind "brachte uns zum Weinen"

Istanbul · Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Vorschlag des deutschen Innenministers, auf türkischem Boden EU-Flüchtlingscamps zu errichten, abgelehnt. Das Bild von dem kleinen Jungen habe ihn aber bewegt.

Recep Tayyip Erdogan: Das ist der türkische Staatspräsident
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Das ist Recep Tayyip Erdogan

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einen Vorschlag von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zum Aufbau von EU-Flüchtlingslagern in der Türkei zurückgewiesen. Nach seiner Eindruck wolle ein deutscher Minister, dass sich Deutschland unter syrischen Flüchtlingen in der Türkei einige zur Aufnahme aussuchen könne, sagte Erdogan nach Angaben vom Freitag dem US-Fernsehsender CNN. "Was ist das denn für eine Haltung? Das kann man nicht verstehen", sagte Erdogan. In dem Interview sagte Erdogan auch, er habe beim Anblick des Fotos des toten Flüchtlingskinds Ailan geweint.

De Maizière hatte vor einigen Tagen vorgeschlagen, die EU solle ein großes Flüchtlingslager in der Türkei bauen und finanzieren, um auf türkischem Boden entscheiden zu können, welche Flüchtlinge nach Europa kommen dürften. Ohne de Maizière beim Namen zu nennen, sagte Erdogan dazu, ein deutscher Minister habe gesagt, die Türkei solle die Syrer aufnehmen, "und dann suchen wir uns ein paar aus". Aus einem anderen europäischen Land sei ein ähnlicher Vorschlag gekommen.

Erdogan bekräftigte in dem Interview, er gebe der westlichen Welt die Schuld an der Flüchtlingskrise. Die Türkei habe mehr als zwei Millionen Menschen aufgenommen, sagte er. Wie sein Land könnten auch europäische Staaten die ankommenden Flüchtlinge aufnehmen, wollten dies aber verhindern, "koste es, was es wolle". Europäische Politiker sollten gemeinsam handeln und den Flüchtlingen "eine Chance geben, sich zu retten".

Von Syrien nach München – die Route der Flüchtlinge
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Foto: AP/Lefteris Pitarakis

Der türkische Präsident sagte, er habe das Bild des toten Ailan zum ersten Mal im Kreis seiner Familie mit seinen Kindern und Enkelkindern gesehen. "Wir waren am Boden zerstört", sagte er. "Wir fragten uns: Wo ist das Gewissen der Menschheit? Es ist ein dreijähriges Kind. Das Bild brachte uns zum Weinen." Die Leiche des Jungen war nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots am Mittwoch an einen türkischen Strand gespült worden. Das Bild des toten Kinds löste weltweit Bestürzung aus.

(AFP)
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