Erdogan-Berater droht deutschen Medien mit Rache

Ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat deutschen Medien mit Konsequenzen für kritische Berichte gedroht. Niemand dürfte sich herausnehmen, die Türkei und die Regierung "schamlos" zu attackieren.

Mai 2014: Erdogans Auftritt in der Lanxess-Arena
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Foto: dpa, obe pzi

"Organische Verbindungen" eines Teils der deutschen Medien mit der Türkei müssten untersucht werden, schrieb Erdogan-Berater Yigit Bulut am Montag in einer Kolumne für die regierungsfreundliche Zeitung "Star".

Die deutschen Medien würden "erfahren, dass sich niemand herausnehmen darf, den türkischen Staat, die Regierung, den Ministerpräsidenten so schamlos zu attackieren". Konkrete Beispiele nannte Bulut nicht.

Die türkische Regierung hatte sich in jüngster Zeit vor allem über die "Bild"-Zeitung und den "Spiegel" geärgert. Die "Bild"-Zeitung hatte Ende Mai bei Regierungsanhängern in der Türkei für Empörung gesorgt, weil das Blatt vor dem Besuch Erdogans in Köln in türkischer Sprache einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten veröffentlicht hatte, in dem dieser als in Deutschland nicht willkommen bezeichnet wurde.

Buluts Verweis auf "organische Verbindungen" zwischen deutschen und türkischen Medien ist eine Anspielung auf die Kooperation zwischen dem Axel-Springer-Verlag, der die "Bild"-Zeitung herausgibt, und dem türkischen Medienkonzern Dogan, der eine relativ regierungskritische Linie fährt.

Der Türkei-Korrespondent des "Spiegel", Hasnain Kazim, hatte Morddrohungen erhalten, nachdem in der Überschrift eines Berichts über das Grubenunglück von Soma ein Bergmann mit den Worten zitiert wurde, Erdogan solle sich zum Teufel scheren. Die Erdogan-treue türkische Tageszeitung "Takvim" hatte am Samstag auf der Titelseite eine Liste mit ihrer Auffassung nach regierungsfeindlichen ausländischen Medien veröffentlicht.

Darauf standen "Bild" und "Spiegel", aber auch der US-Fernsehsender CNN. Kurz darauf war der CNN-Reporter Ivan Watson während der neuen Gezi-Proteste in Istanbul vorübergehend von der Polizei festgenommen worden.

(DEU)
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