Irak Rebellen wollen Krieg am Wahltag

Bagdad (rpo). Die Aufständischen im Irak haben ihre Anhänger zu einem Großangriff auf die Parlamentswahl am Sonntag aufgerufen. Die Organisation Islamische Armee im Irak rief im Internet dazu auf, die Angriffe aufs äußerste eskalieren zu lassen. Zudem sorgt ein Video eines entführten Amerikaners für Unsicherheit, in dem dieser um sein Leben fleht.

Der Irak nach der Gewalteskalation
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Foto: (alle) AP

Angesichts der anhaltenden Gewalt lehnte es Ministerpräsident Ajad Allawi ab, über einen Zeitpunkt für den Abzug der ausländischen Truppen zu diskutieren.

Mit einem Video von einem bereits im November entführten US-Bürger erhöhten die Aufständischen auch weiter den psychologischen Druck auf die Ausländer im Irak. Der 56-jährige Roy Hallums fleht in dem Video um sein Leben und ruft den libyschen Staatschef Muammar el Gaddafi auf, sich für sein Leben einzusetzen. Während eine Waffe auf seinen Kopf gerichtet ist, nennt Hallums seinen Namen und sagt: "Ich habe für die amerikanischen Truppen gearbeitet." Der 56-Jährige wurde am 1. November gemeinsam mit einem Philippiner in Bagdad verschleppt. Er arbeitete für eine saudiarabische Firma, die die irakische Armee versorgte.

Im Osten von Bagdad kam es zu einem heftigen Feuergefecht zwischen Aufständischen und der Polizei, in dessen Verlauf drei Polizisten, zwei Rebellen und ein unbeteiligter Ladenbesitzer erschossen wurden. In ersten Berichten war von elf getöteten Polizisten die Rede. Diese Zahl wurde später ohne Angabe von Gründen nach unten korrigiert. Die Schießerei begann, als Polizisten auf einen Mann schossen, der Flugblätter verteilte, auf denen zum Wahlboykott aufgerufen wurde. Die Rebellen zündeten zudem einen Sprengsatz vor einer Schule.

In einem anderen Stadtteil erschossen Angreifer einen hohen Richter. Zu dem Anschlag auf den Vorsitzenden des Richterrats im Justizministerium, Kais Haschim Schameri, bekannte sich die Organisation Ansar-al-Sunna-Armee. In Bagdad wurden auch noch zwei irakische Soldaten auf Patrouille erschossen.

Angesichts der Gewalt lehnte es Allawi am Dienstag ab, einen Zeitpunkt für den Abzug der ausländischen Truppen zu nennen. Dafür sei die Zeit noch nicht gekommen, sagte Allawi vor Journalisten. Eine solche Diskussion nütze dem irakischen Volk nicht. Die Festlegung auf ein bestimmtes Datum wäre in der jetzigen Situation gefährlich. Erst müssten die irakischen Streitkräfte noch weiter verstärkt werden.

Unterdessen warf die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch den irakischen Sicherheitskräften systematische Folter von Häftlingen vor. Die irakischen Behörden unternähmen bis auf wenige Ausnahmen nichts dagegen, heißt es in einer Studie der Organisation, die am Dienstag in London vorgelegt wurde. Auch die internationalen Polizeiberater ignorierten die Misshandlungen. Das irakische Ministerium für Menschenrechte erklärte, die Vorwürfe würden geprüft. Human Rights Watch beschuldigt Allawis Regierung, an den Folterungen aktiv beteiligt oder zumindest mitschuldig zu sein. Die zu verurteilende Brutalität der Aufständischen könne nicht die Folterung von Häftlingen im Namen der Sicherheit rechtfertigen.

(ap)
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