Bürgerkrieg in Libyen Rebellen erobern Weg nach Tripolis

Tripolis (RPO). Es kommt Bewegung in die Fronten Libyens: Nach wochenlangem Stellungskrieg haben die libyschen Rebellen die strategisch wichtige Kleinstadt Bir al-Ghanam eingenommen und machen sich nun auf den dornigen Weg nach Tripolis.

Die zentralen Punkte der Libyen-Resolution der UN
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Foto: AFP

Die Aufständischen rückten am Montag zunächst weiter zur Küstenstadt Sawijah vor, wo sie nach wenigen Kilometern auf Truppen von Machthaber Muammar Gaddafi stießen. Es stünden wohl schwere Kämpfe bevor, hieß es bei den Rebellen. Zum Schutz der Ölquellen in ihrem Einflussbereich stellten die Rebellen eigene Einheiten auf.

Sie hätten den Wüstenort Bir al-Ghanam am Samstag mit Luftunterstützung der Nato erobert, erklärten die Aufständischen. Nach ihrem seit geraumer Zeit größten Erfolg sind die Kämpfer nur noch 80 Kilometer von der Hauptstadt Tripolis entfernt, der Hochburg Gaddafis.

Ihr nächstes Ziel ist die 50 Kilometer westlich von Tripolis gelegenen Küstenstadt Sawijah. Dort waren seit Februar zwei Erhebungen gegen Gaddafi gescheitert, und viele der Eroberer Bir al-Ghanams stammen aus Sawijah. "So bald wir dort sind, ist Gaddafi am Ende", verkündete einer der Kämpfer, der sich im Schatten eines Baumes von den hinter ihm liegenden Gefechten ausruhte. Viele seiner an den Aufständen beteiligten Kameraden sind jedoch tot oder im Gefängnis.

Im Kampf um die Wüstenstadt hatten es die Rebellen mit ausländischen Kämpfern zu tun. "Da waren viele afrikanische Söldner in Bir al-Ghanam, und wir rechnen mit noch mehr von ihnen auf dem Weg nach Sawijah", erklärten die Kämpfer. Einige von ihnen hätten sie gerade beerdigt. Die Afrikaner seien Gaddafis beste Kämpfer. "Sie haben keine Angst vor dem Tod."

Schwere Kämpfe erwarten die kleine Rebelleneinheit nicht nur auf dem Vormarsch nach Sawijah, sondern auch auf dem Weg nach Tripolis. In der Hauptstadt hat Gaddafi starke Truppenverbände stationiert und kann auch auf ein gewisses Maß an Unterstützung der Bevölkerung rechnen. In Bir al-Ghanam zeugte ein verlassener Stützpunkt von der bisherigen Präsenz der Gaddafi ergebenen Kämpfer. Sichtbares Zeichen für Luftangriffe der Nato waren drei ausgebrannte Panzer.

Als Konsequenz aus Angriffen von Gaddafis Soldaten auf Öl-Fördereinrichtungen stellten die Rebellen zu deren Schutz eine eigene Truppe auf. Ein Militärsprecher der Aufständischen gab in Benghasi bekannt, die Einheit sei motorisiert und mit Nachtsichtgeräten ausgerüstet. Konkrete Angaben über die Stärke der Truppe machte der Sprecher nicht. Er sagte lediglich, sie sei groß genug, "um die unter unserer Kontrolle stehenden Ölfelder zu schützen". Das Opec-Mitglied Libyen verfügt über die größten Öl-Reserven in Afrika und förderte vor der Erhebung gegen Gaddafi täglich 1,6 Millionen Barrel (je 159 Liter).

(RTR/felt)
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