Konklave Rauch-Intepretation hält die Welt in Atem

Rom (rpo). Weiß oder schwarz? Oder doch eher grau? Gläubige in aller Welt rätselten bereits zwei Mal, was ihnen die undefinierbare Rauchfarbe aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle sagen wollte. Der eigentlich schwarze Rauch erschien seltsam grau. Einige Römer witzeln schon: "Das ist ein Zeichen, dass die Kardinäle sich uneinig sind." Die Gläubigen in aller Welt warten indes auf den nächsten Wahlgang.

Im Laufe des Vormittags hatten sich bis zum Mittag wieder mehrere Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz eingefunden. Mit dem Verstreichen der Stunden stieg die Spannung: Vielleicht würde der zweite oder dritte Wahlgang einen Nachfolger für Johannes Paul II. hervorbringen. Wie am Vorabend befanden sich unter den Pilgern und Touristen wieder viele römische Familien. Zu Füßen von Großmutter und Vater saßen bei einem der Brunnen auf dem Petersplatz zwei Mädchen und lasen während des Wartens in einem Schulbuch. Als dann der grau-schwarze Rauch aufstieg, war ihre erste Reaktion: "Aber heute Abend kommen wir wieder." Eine chinesische Touristengruppe, die sich auf dem Petersplatz eingefunden hatte, schaute etwas ratlos auf die Menge. Die Besucher aus Asien mussten erst aufgeklärt werden, um was für ein Ereignis es hier ging. Ihre Minen ließen nicht erkennen, ob das alles großen Eindruck auf sie machte.

Die Enttäuschung darüber, dass noch kein neuer Papst gewählt war, hielt sich bei den Menschen auf dem Petersplatz in Grenzen. Offenbar hatte kaum jemand ernsthaft erwartet, dass schon im zweiten oder dritten Wahlgang ein Sieger feststehen würde. Ein Römer nahm es gelassen: "Auch schwarzer Rauch ist immer schön" - ein Erlebnis sei es allemal. Dagegen bedauerte eine neuseeländische Touristin, dass sie keinen weißen Rauch sehen durfte. Vielleicht würde es mit der Papstwahl ja noch klappen - vor ihrer Abreise am Mittwoch.

Kaum war der negative Ausgang der Wahlgänge bekannt, begann sich die Menschenmenge am Petersplatz wie schon am Vorabend in alle Richtungen zu verlaufen. "Jetzt gehen wir nach Hause zum Mittagessen", sagte der Vater zu seinen beiden Töchtern. Das es noch keinen "Neuen" gibt, hatte sich binnen weniger Minuten in der ganzen Umgebung herumgesprochen. "Schade", meinte ein Portier in einem Gebäude nahe des Vatikan. Aber seine Frau gab sich siegessicher: "Heute Abend steht der neue Papst fest. Das weiß ich genau."

(afp)
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