UN-Kriegsverbrechertribunal 40 Jahre Haft für Ex-Serbenführer Radovan Karadzic

Den Haag · Der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic (70) ist für Völkermord in Srebrenica im Osten Bosniens schuldig gesprochen und insgesamt zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

 Radovan Karadzic wurde wegen Völkermords schuldig gesprochen.

Radovan Karadzic wurde wegen Völkermords schuldig gesprochen.

Foto: ap

Karadzic wurde unter anderem wegen seiner persönlichen Verantwortung für das Massaker von Srebrenica im Sommer 1995 verurteilt. Binnen weniger Tage töteten bosnisch-serbische Milizen damals etwa 8000 muslimische Männer und Jungen. Das Massaker ging als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein.

Bereits zu Beginn des Bürgerkriegs der Jahre 1992 bis 1995 in Bosnien belagerten bosnisch-serbische Truppen die Stadt Srebrenica im Nordosten des Landes. Im April 1993 erklärte die UNO die Enklave zur Schutzzone, zur Versorgung der Menschen wurde eine Luftbrücke eingerichtet. Die UN-Schutztruppe für Bosnien versuchte vergeblich, die Belagerung der Stadt aufzuheben.

Am 9. Juli 1995 eroberten die bosnischen Serben mehrere UN-Posten, nachdem sie dutzende niederländische Blauhelmsoldaten in ihre Gewalt gebracht hatten. Am 11. Juli griff die Nato-Luftwaffe ein, konnte aber die Einnahme Srebrenicas nicht verhindern. In der Stadt lebten damals 42.000 Menschen, davon 36.000 Flüchtlinge.

Die bosnisch-serbischen Einheiten suchten die kampffähigen Männer unter den Muslimen heraus. Sie wurden mit Lastwagen weggefahren und massenweise hingerichtet. Bislang konnten mehr als 6800 Opfer mit DNA-Tests identifiziert werden.

Die in Srebrenica stationierten niederländischen Blauhelmsoldaten zogen sich in ihren benachbarten Stützpunkt in Potocari zurück. Sie wurden später beschuldigt, die Einnahme der Enklave geduldet zu haben. Sie sollen den serbischen Truppen sogar beim Ausmustern der Einwohner geholfen und Beweise für Gräueltaten vernichtet haben.

(AFP)
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