„Direkte Bedrohung für unser Land“ Putin wirft Westen vor, Chaos in Afghanistan zu hinterlassen

Moskau · Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Westen für seine Afghanistan-Politik scharf kritisiert. Die habe nicht nur zu Chaos in dem Land selbst geführt, sondern erhöhe auch die Terrorbedrohung für andere Staaten.

 Wladimir Putin, Präsident von Russland, hält eine Rede auf dem Parteitag von „Einiges Russland“.

Wladimir Putin, Präsident von Russland, hält eine Rede auf dem Parteitag von „Einiges Russland“.

Foto: dpa/Grigory Sysoev

Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen vorgeworfen, Chaos in Afghanistan hinterlassen sowie eine große Terrorbedrohung für andere Länder verursacht zu haben. „Es gibt die Gefahr, dass Terroristen und verschiedene Gruppierungen, die in Afghanistan Zuflucht gefunden haben, das von unseren westlichen Partnern hinterlassene Chaos nutzen“, sagte Putin am Dienstag in Moskau. Terroristen könnten in den Nachbarländern für eine Eskalation der Lage sorgen.

„Das ist eine direkte Bedrohung für unsere Verbündeten und für unser Land“, sagte Putin mit Blick etwa auf die Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan, direkte Nachbarn Afghanistans. Es bestehe die Gefahr, dass der Drogenschmuggel und die illegale Migration zunehmen, meinte er bei einer Veranstaltung der Kremlpartei Geeintes Russland vor der Parlamentswahl am 19. September. „Das sind alles Bedrohungen für uns. Sie sind absolut real.“

Putin hatte zuletzt mehrfach davor gewarnt, dass Terroristen aus Afghanistan unter dem Deckmantel politischen Asyls im Ausland Zuflucht suchen könnten. Zugleich betonte er, dass sich Russland nicht noch einmal in den Konflikt hineinziehen lasse. „Die Sowjetunion hat ihre Erfahrung mit dem Aufenthalt in diesem Land gemacht. Wir haben die nötigen Schlüsse daraus gezogen.“ Moskau hatte von 1979 bis 1989 eine international kritisierte Militärinvention in Afghanistan geführt. Tausende Sowjetsoldaten starben.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu kritisierte, dass die militant-islamistischen Taliban nach ihrer Machtübernahme nun die Kontrolle hätten über eine „große Zahl an Waffen“ der Nato-Truppen. Besorgt zeigte er sich auch wegen des Drogenschmuggels. „93 Prozent des Heroins auf der Welt ist afghanisches“, sagte er. Das sei eine Gefahr. Russland habe gehofft, dass die USA und ihre Verbündeten das Problem in den Griff bekämen. „Aber die Plantagen haben um das Hundertfache zugenommen“, meinte Schoigu.

(bora/dpa)
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