Opposition sieht "Entführung" Putin-Kritiker soll auf Militärbasis in Arktis gebracht worden sein

Moskau · Die Opposition spricht von „Entführung“, die Armee von rechtmäßiger Einberufung zum Wehrdienst: Ein Kritiker des russischen Präsidenten Putin soll nach Oppositionsangaben widerrechtlich eingezogen und in eine entlegene Militärbasis gebracht worden sein.

 Protest gegen die „Entführung“ des Putin-Kritikers Ruslan Schaweddinow.

Protest gegen die „Entführung“ des Putin-Kritikers Ruslan Schaweddinow.

Foto: AFP/DIMITAR DILKOFF

Der prominente Kremlkritiker Alexej Nawalny schrieb am Mittwoch im Internet, sein Weggefährte Ruslan Schaweddinow werde auf einer geheimen Luftabwehrbasis im entlegenen Nowaja-Semlja-Archipel als "politischer Gefangener" festgehalten.

Der 23-Jährige wurde seit Montag vermisst. Laut Nawalny soll die Polizei in die Moskauer Wohnung Schaweddinows eingedrungen und ihn sofort festgenommen und abtransportiert haben. Schaweddinow arbeitete als Projektmanager für Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung. Die Stiftung wurde von den russischen Behörden in diesem Jahr als "ausländischer Agent" eingestuft. Gegen sie wird wegen angeblicher Geldwäsche ermittelt.

In Russland gilt die Wehrpflicht. Sie betrifft Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren, die Dienstzeit beträgt ein Jahr. Ein Armeesprecher sagte der Nachrichtenagentur Tass, Schaweddinow habe sich seit langem vor dem Wehrdienst gedrückt. Seine jetzige Einberufung entspreche dem Gesetz.

Nawalny führte hingegen ins Feld, Schaweddinow sei aus gesundheitlichen Gründen für den Wehrdienst ungeeignet. Auch sei er ohne jegliche Grundausbildung zum Nowaja-Semlja-Archipel entsandt worden.

Wjatscheslaw Gimadi, ein Anwalt von Nawalnys Stiftung, sprach von einer "Entführung" Schaweddinows und warf Putin sowie Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor, direkt dafür verantwortlich zu sein. Einige Unterstützer Schaweddinows demonstrierten am Mittwochabend in Moskau vor dem Sitz des Generalstabs der russischen Streitkräfte.

(vek/AFP)
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