Laut Dekret der Regierung Putin gewährt US-Whistleblower Snowden russische Staatsbürgerschaft

Moskau · Der US-Whistleblower Edward Snowden lebt seit 2013 in Russland, um der Strafverfolgung in Amerika zu entkommen. Nachdem er vor zwei Jahren eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat, folgt jetzt der nächste Schritt.

Die Chronologie des Falles "Edward Snowden"
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Die Chronologie des Falles „Edward Snowden“

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem US-Whistleblower Edward Snowden die russische Staatsbürgerschaft verliehen. In einem Dekret, das Putin am Montag unterzeichnete, wurden die Namen von 75 ausländischen Staatsangehörigen aufgelistet, die nun russische Staatsbürger sind, darunter auch der von Snowden. Das Dekret wurde auf einer Website der Regierung veröffentlicht.

Der frühere Geheimdienstmitarbeiter lebt seit seiner Flucht vor der US-Strafverfolgung 2013 in Russland. Er hatte die massenhafte Ausspähung von E-Mails, Telefonaten und Internetaktivitäten durch die US-Geheimdienste im Namen der nationalen Sicherheit bekannt gemacht und geheime Dokumente veröffentlicht. Um seiner Verhaftung in den USA wegen Spionage zu entgehen, floh er über Hongkong nach Moskau, wo er politisches Asyl erhielt. Ihm wurde 2020 eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Russland erteilt. Er sagte damals, er wolle die russische Staatsbürgerschaft beantragen, seine US-Staatsbürgerschaft aber nicht aufgeben.

Snowdens Anwalt Anatoli Kutscherena sagte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, Snowdens Ehefrau, die Amerikanerin Lindsay Mills, die mit ihm in Russland lebt, werde ebenfalls einen russischen Pass beantragen. Das Paar bekam im Dezember 2020 ein Kind. Snowden hält sich in Russland mit öffentlichen Äußerungen zurück und kritisiert nur gelegentlich in den sozialen Medien die Politik der russischen Regierung. Er erklärte 2019, er sei bereit, in die USA zurückzukehren, wenn ihm ein fairer Prozess garantiert werde. Zu seiner russischen Staatsbürgerschaft gab er keinen Kommentar ab.

Das russische Militär mobilisiert derzeit Reservisten für den militärischen Einsatz in der Ukraine. In Russland gilt fast jeder Mann bis zum Alter von 65 Jahren als Reservist. Offizielle Vertreter betonten am Montag, auch Männer mit doppelter Staatsbürgerschaft kämen für die Einberufung zum Militär in Frage. Snowden habe jedoch noch nie in den russischen Streitkräften gedient, so dass er nicht eingezogen werden könne, sagte sein Anwalt Kutscherena der Nachrichtenagentur Interfax. Als Hauptkriterium für die Einberufung gilt Erfahrung im Kampf oder Militärdienst.

Edward Snowden spricht am 11. Oktober 2013 in Moskau (Archivfoto).

Edward Snowden spricht am 11. Oktober 2013 in Moskau (Archivfoto).

Foto: AP/Uncredited

Snowden wurde 2013 wegen unbefugter Weitergabe von Informationen über die nationale Sicherheit und Geheimdienstinformationen sowie wegen Diebstahls von Regierungseigentum angeklagt. Das US-Justizministerium klagte auch, um Snowden daran zu hindern, Gewinne aus seinen Memoiren zu erzielen. Er habe gegen Geheimhaltungsvereinbarungen verstoßen, erklärte das Ministerium zur Begründung.

(mzu/dpa)
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