Pussy-Riot-Mitglieder aus Haft entlassen Maria Aljochina nennt Amnestie einen "PR-Trick"

Moskau · Die beiden in russischer Haft verbliebenen Aktivistinnen der Punkband Pussy Riot sind wieder auf freiem Fuß. Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa wurden am Montag nach einer Amnestie-Regelung aus dem Gefängnis entlassen. Aljochina kritisierte die Begnadigung in einer ersten Reaktion.

Pussy-Riot-Musikerinnen wieder in Freiheit
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Nach fast zwei Jahren hinter Gittern sind die russischen Pussy-Riot-Mitglieder Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa wieder frei. Am Montagmorgen kam zunächst Maria Aljochina auf freien Fuß. "Alle Dokumente wurden ausgefüllt und unterzeichnet", erklärte ihr Anwalt Pjotr Saikin.

In einer ersten Reaktion kritisierte Aljochina die Amnestie: "Das ist kein humanitärer Akt, das ist ein PR-Trick", sagte sie dem Sender Doschd. Wenn sie eine Wahl gehabt hätte, die Amnestie abzulehnen, hätte sie das getan.

Eine ihrer Anwältinnen, Irina Chrunowa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Aljochina habe das Straflager an Bord eines schwarzen Wagens der Gefängnisverwaltung verlassen. Das sei "zweifellos geschehen, um der medialen Aufregung" zu entgehen, sagte sie.

Tolokonnikowa will sich für Gefangene einsetzen

Aljochina war vergangenes Jahr zusammen mit ihren Bandkolleginnen Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch nach einem Protestkonzert gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale wegen "Rowdytums" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Samuzewitsch kam bereits auf Bewährung frei.

Aljochina verbüßte ihre zweijährige Lagerhaft wegen Rowdytums in Nischni Nowgorod, 450 Kilometer östlich von Moskau. Tolokonnikowa sollte die zwei Jahre in Sibirien absitzen. Auch sie kam am Montag frei, wie ihr Mann Pjotr Wersilow am Mittag bei Twitter mitteilte.

Tolokonnikowa hat Russland in einem ersten Statement nach ihrer Freilassung mit einem Straflager verglichen. "Russland ist nach dem Modell einer Strafkolonie aufgebaut", sagte die 24-Jährige vor Journalisten. "Straflager und Gefängnisse sind das Gesicht des Landes", fügte sie hinzu. Um das Land zu verändern, müsse auch das Strafvollzugssytem geändert werden. Tolokonnikowa kündigte an, sich künftig vor allem für die Rechte von Gefangenen einsetzen zu wollen.

Chodorkowski derzeit in Berlin

Die beiden Mütter sollten planmäßig im März kommenden Jahres aus der Haft freikommen. Den Weg für ihre vorzeitige Freilassung ebnete ein am Donnerstag vom russischen Parlament verabschiedetes Amnestiegesetz, unter das Menschen fallen, die zu weniger als fünf Jahren Haft verurteilt wurden. Erwähnt werden insbesondere Frauen mit minderjährigen Kindern und wegen Rowdytums Verurteilte.

Experten sehen die Amnestie zum 20. Jahrestag der russischen Verfassung als Versuch Putins, vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi Kritiker im Westen zu besänftigen. Mit einem Gnadenakt hatte Putin am Freitag auch seinen Erzfeind Michail Chodorkowski nach mehr als zehn Jahren in Haft freigelassen. Der frühere Milliardär reiste nach Berlin aus, wo er Zeit mit seiner Familie verbringt. Seine Zukunftspläne ließ er offen.

Greenpeace-Aktivisten warten auf Ausreise

Allerdings will Chodorkowski nicht mehr - wie vor seiner Festnahme 2003 - die Opposition finanzieren. Der einst reichste Russe kämpft nach eigenen Angaben auch nicht um Rückgabe seines früheren Eigentums. Chodorkowski war einmal Chef des größten russischen Ölkonzerns Yukos, der nach seiner Festnahme zerschlagen worden war.

Im Zuge der Amnestie wurden auch die Verfahren gegen 30 Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace eingestellt. Die Männer und Frauen aus verschiedenen Ländern waren nach einem Protest gegen russische Ölbohrungen in der Arktis festgenommen und dann wegen Rowdytums angeklagt worden. Sie warten auf ihre Ausreise aus Russland.

(AFP/dpa/rtr)
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