TV-Duell Punktsieg von Prodi über Berlusconi

Rom (rpo). Der italienische Ministerpräsident Berlusconi hat diesmal bis zum Ende durchgehalten: Zum Eklat kam es nicht beim TV-Duell zwischen Berlusconi und seinem Herausforderer, dem früheren EU-Kommissionspräsidenten Prodi. Doch Prodi hatte leicht die Nase vorn.

Ohne Eklat, aber auch ohne Höhepunkte haben der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und sein Herausforderer Romano Prodi ihr erstes Fernsehduell vor der Parlamentswahl in knapp vier Wochen bestritten. Die 90-minütige Debatte am Dienstagabend im öffentlichen Sender RAI zeigte einen eher steifen Ministerpräsidenten, der ein vor sich liegendes Papier mit geometrischen Figuren bekritzelte und sich über die strikten Regeln der Diskussion aufregte, während sein Gegner im Laufe der Zeit zunehmend lockerer wurde und mit einigen gezielten Spitzen gegen Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition punktete.

Als sich Berlusconi über das desaströse Erbe der linksgerichteten Vorgängerregierung bei seinem Amtantritt 2001 beklagte, erwiderte Prodi trocken: "Nach fünf Jahren in der Regierung sprechen Sie wie ein Oppositonspolitiker. Was haben Sie in den fünf Jahren getan? Nur Dinge, die in Ihrem eigenen Interesse waren?"

Prodi: "Wir brauchen Aufbruch"

Als ihn der Regierungschef als "Fassade für eine zersplitterte Koalition" bezeichnete, beschied ihm der frühere EU-Kommissionspräsident knapp: "Wir brauchen einen neuen Aufbruch in diesem Land. Wir können es schaffen, wenn wir wieder Gemeinsinn und Solidarität entwickeln." Mehrmals musste Berlusconi zudem zur Ordnung gerufen werden, weil er seine Redezeit überschritten hatte.

Berlusconi ist als Medien-Unternehmer ausgesprochen fernseherfahren und geübt darin, seine Gesprächspartner auszumanövrieren. Prodi dagegen ist im Auftreten sehr zurückhaltend, spricht leise und drückt sich nach Ansicht vieler Beobachter zu kompliziert aus. Bei dem Duell galten allerdings strenge Regeln: Für die Statements der Kandidaten wurde eine Zeitbegrenzung festgelegt, und während einer von beiden sprach, wurde die Reaktion des anderen nicht gezeigt.

Obwohl sich der Regierungschef zum Abschluss über die Form der Debatte beklagte, die ihm keine Gelegenheit gegeben habe, sein Programm ausführlich vorzustellen, erklärte er sich später zum Sieger. Politexperten hingegen gaben seinem Herausforderer den Vorzug. Prodis Auftritt sei "werbekräftiger" gewesen, fand Politikwissenschaftler Renato Mannheimer. Er habe einfach und klar gesprochen und einige witzige Spitzen gegen die Regierung losgelassen.

"Übliche Angriffe gegen Linke"

Berlusconi habe nur seine "üblichen Angriffe gegen die Linke wiederholt". Nach Einschätzung des Organisators der Debatte, Paolo Gentiloni, "sprach Prodi wie der künftige, Berlusconi dagegen wie der scheidende Ministerpräsident, der seine Bilanz mit zu vielen Zahlen verteidigte". "Häufig einfach langweilig", fand Berlusconis Ex-Minister Marco Follini von der Zentrumspartei UDC die Debatte.

Ein zweites TV-Duell ist für den 3. April geplant. Die beiden Debatten gelten als möglicherweise entscheidend für den Wahlausgang. In den Umfragen liegt Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition zwar knapp hinten, doch sind laut jüngsten Meinungsumfragen noch rund 24 Prozent der Wähler unentschieden. Am Sonntag hatte Berlusconi vorzeitig eine Fernseh-Debatte abgebrochen, weil er über die Fragestellungen einer Moderatorin verärgert war.

(afp)
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