Washington droht Pjöngjang Pulverfass Korea
Washington/Seoul (RPO). Politische Spannungen auf der koreanischen Halbinsel: Nach den Untersuchungsergebnissen zum Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes "Cheonan" muss Nordkorea nach Angaben der US-Regierung mit Konsequenzen rechnen. Unterdessen ist die südkoreanische Führung um Deeskalation bemüht.
Der mutmaßlich von Pjöngjang ausgeführte Torpedo-Angriff auf das Schiff sei ein "grundloser und unberechtigter" Akt gewesen und werde "definitiv Konsequenzen" haben, sagte US-Außenamtssprecher Philip Crowley am Donnerstag vor Journalisten in Washington. "Das war eine ernsthafte Provokation." Über die Art der Konsequenzen und mögliche Sanktionen wollte sich Crowley zunächst nicht äußern.
US-Verteidigungsminister Robert Gates erklärte, das Pentagon stehe in "engem Kontakt" mit Seoul, um eine Antwort auf den Angriff Pjöngjangs vor knapp zwei Monaten vorzubereiten. Letztlich sei es aber an Südkorea, zu entscheiden, wie fortgefahren werden solle. US-Generalstabschef Mike Mullen sagte in Washington, derzeit befänden sich die in Südkorea stationierten US-Truppen in "normaler" Bereitschaft.
Südkorea um Deeskalation bemüht
Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak hat sich am Freitag um Deeskalation bemüht. Die nach einem offiziellen Untersuchungsbericht durch einen nordkoreanischen Torpedo erfolgte Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffs sei aber ein "perfekter militärischer Überfall" gewesen, sagte Lee nach einer Krisensitzung mit seinen Sicherheitsberatern.
Nordkorea hat den von internationalen Experten am Donnerstag vorgelegten Untersuchungsbericht als falsch zurückgewiesen und mit Krieg gedroht, sollte es deswegen eine Vergeltungsaktion Südkoreas und seiner Verbündeten geben. "In dieser wichtigen und sehr ernsten Sache dürfen wir in unserer Reaktion keinen einzigen Fehler machen und müssen sehr vorsichtig sein", sagte Lee. Die zehn Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Seoul liegt in der Reichweite nordkoreanischer Artillerie.
Die Kriegskorvette "Cheonan" war am 26. März nach einer Explosion an der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer auseinandergebrochen und gesunken. Ein internationales Ermittlerteam kam am Donnerstag zu dem Schluss, dass alles auf einen nordkoreanischen Torpedo-Angriff hinweise. Pjöngjang wies am Freitag erneut jede Schuld von sich.
Das von den USA geführte UN-Kommando (UNC), das die Grenze zwischen den beiden koreanischen Staaten sichert, erklärte unterdessen, eigene Ermittlungen zu dem Vorfall einzuleiten. Das UNC werde ein spezielles Untersuchungsteam einberufen, um die Ergebnisse und den Vorwurf, Nordkorea habe mit dem Angriff den 1953 getroffenen Waffenstillstand gebrochen, zu prüfen, erklärte das Kommando. Dem UNC gehören Vertreter aus Australien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Neuseeland, Südkorea selbst, der Türkei, Großbritannien und der USA an. An den Ermittlungen soll auch die Untersuchungskommission Neutraler Staaten - bestehend aus Schweden und der Schweiz - teilnehmen.