Wiederaufbau des Stromnetzes Puerto Rico stoppt dubiosen Auftrag mit US-Firma

San Juan · Ein Zwei-Mann-Unternehmen bekommt einen 300-Millionen-Dollar-Vertrag zum Wiederaufbau des vom Hurrikan zerstörten Stromnetzes in Puerto Rico. Auch der US-Innenminister könnte in den Fall involviert sein. Nun stoppt Puerto Rico den umstrittenen Deal.

 Ein Auto fährt durch die von Hurrikan "Maria" zerstörte Zentralregion Puerto Ricos.

Ein Auto fährt durch die von Hurrikan "Maria" zerstörte Zentralregion Puerto Ricos.

Foto: dpa, afn gfh

Nun verzögern sich geplante Wiederaufbauarbeiten in Puerto Rico nach Hurrikan "Maria" um weitere zehn bis zwölf Wochen, nachdem der umstrittene Vertrag mit der US-Firma Whitefish Energy Holdings gekündigt wurde.

Dies teilte der Direktor des staatlichen Stromunternehmens in dem US-Außengebiet am Sonntag mit. Ricardo Ramos sagte, der ganze Vorfall sei eine "enorme Ablenkung" und habe negative Auswirkungen auf Arbeiten, die schon begonnen hätten. Nachdem der Wirbelsturm "Maria" die Insel am 20. September erreichte, steht 70 Prozent der Bevölkerung noch immer ohne Strom da.

Whitefish Energy hatte nur zwei Angestellte

Hintergrund ist ein Vertrag über 300 Millionen Dollar für die kleine Firma Whitefish aus der Heimatstadt von US-Innenminister Ryan Zinke in Montana. Er hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil das zwei Jahre alte Unternehmen bisher nur zwei Vollzeitmitarbeiter hatte und seit "Maria" mehr als 300 Arbeiter angestellt hat.

Zinke kennt den Geschäftsführer von Whitefish, sein Sohn hatte zudem einen Sommerjob auf einer Baustelle der Firma. Nach öffentlich geäußerten Bedenken erklärte Zinke in einer Stellungnahme, er habe "absolut nichts" damit zu tun gehabt, dass das Unternehmen einen Vertrag in Puerto Rico bekommen habe.

Die US-Behörde für Katastrophenmanagement (Fema) äußerte außerdem "bedeutende" Bedenken gegen die im Vertrag vereinbarten Preise für die Dienstleistungen: So soll der Stundenlohn für die Arbeiter nach Angaben der "Washington Post" je nach Position zwischen 188 und 440 Dollar (etwa 162 und 380 Euro) liegen.

Bereits Millionenzahlung an Whitefish erfolgt

Fema würde normalerweise einen Teil der Kosten für den Wiederaufbau und damit auch die Wiederherstellung des Stromnetzes übernehmen. Die Behörde warnte jedoch, dass sie sich weigern könnte, sollte der Vertrag gegen Vorschriften verstoßen.

Die puertoricanische Elektrizitätsgesellschaft verteidigte sich den Medienberichten zufolge damit, dass sie nur schwer Vertragspartner finde, weil das puertoricanische Energieunternehmen Prepa insolvent sei und unter Gläubigerschutz stehe.

Ramos sagte, der Stromversorger habe bereits 10,9 Millionen Dollar an Whitefish gezahlt, damit das Unternehmen Arbeiter und Ausrüstung nach Puerto Rico bringt. Weitere 9,8 Millionen Dollar stünden für bereits geleistete Arbeit noch aus. Die Kündigung des Vertrags werde zwar nicht zu einer Strafe führen, doch müsse die Regierung vermutlich mindestens elf Millionen Dollar zusätzlich an Whitefish zahlen, weil nun die Arbeiten abgebrochen würden, sagte Ramos. Der puerto-ricanische Gouverneur Ricardo Rosselló hatte den Stopp der Zusammenarbeit verlangt.

Auch Investmentfirma HBC in der Kritik

Whitefish zeigte sich angesichts der Kündigung enttäuscht. Sprecher Chris Chiames sagte der Nachrichtenagentur AP am Sonntag, die Wiederherstellung der Stromversorgung auf der Insel werde sich nun nach hinten verschieben. Bedeutende Arbeiten seien bereits geleistet worden, um beispielsweise eine halbe Million Menschen in San Juan bald wieder mit Energie zu versorgen. "Wir werden auf jeden Fall die Arbeiten fertigstellen, von denen der Stromversorger das will. Wir stehen zu unseren Verpflichtungen", so Chiames.

Neben Kritik an Whitefish haben die US-Demokraten auch die Rolle der Investmentfirma HBC in Frage gestellt, die ein wichtigster finanzieller Unterstützer des Unternehmens ist. Der Gründer der Kapitalfirma hat Tausende Dollar an US-Präsident Donald Trump und andere Republikaner gespendet. Der Sprecher von Whitefish bezeichnete das als "irrelevant" und sagte, das Unternehmen werde mit den Behörden kooperieren.

(ate/afp/dpa)
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