Protestwelle in Hongkong Hongkonger Flughafen nimmt Betrieb eingeschränkt wieder auf

Hongkong · Eines der wichtigsten Drehkreuze in Asien nimmt seine Arbeit teilweise wieder auf, nachdem der Flughafen seit Tagen von Demonstranten besetzt ist. Regierungschefin Lam kritisiert die Protestwelle scharf.

 Demonstranten protestieren am 12. August in der Ankunftshalle des Flughafens gegen die Regierung und die Polizeigewalt bei vergangenen Protesten.

Demonstranten protestieren am 12. August in der Ankunftshalle des Flughafens gegen die Regierung und die Polizeigewalt bei vergangenen Protesten.

Foto: dpa/Vincent Thian

Der zu Wochenbeginn wegen der Massenproteste geschlossene Flughafen von Hongkong hat am Dienstagmorgen den Betrieb wieder aufgenommen, allerdings mit Einschränkungen. Passagiere konnten am Dienstagmorgen wieder für Flüge einchecken.

Auf der Website und der Handy-App des Flughafens hieß es, der Flugplan werde neu terminiert und es sei zu erwarten, dass einzelne Flüge davon betroffen sein würden. Ein Reuters-Reporter berichtete von einer Schlange vor dem Schalter der Fluggesellschaft Cathay Pacific. Diese erklärte, es seien rund 200 Flüge gestrichen worden, man werde lediglich eine begrenzte Anzahl von Starts und Landungen durchführen. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei anderen Fluggesellschaften wie Emirates und Virgin.

Am Montag hatte die Flughafen-Behörde den Betrieb an dem Flughafen, der zu den größten der Welt zählt, eingestellt. Etwa 190 Flüge waren nach chinesischen Angaben betroffen. Der genaue Auslöser für den Schritt war nicht klar. In dem Gebäude halten sich seit mehreren Tagen Tausende Demonstranten auf, die dort auf friedliche Weise gegen die Regierung protestieren. Sie kündigten an, weiter ausharren zu wollen. Die Polizei lehnte es ab, zu sagen, ob sie gegen die Demonstranten am Flughafen vorgehen werde.

Die Demonstrationen am Airport sind Teil einer größeren Protestbewegung, die in den vergangenen Wochen immer wieder Teile der Millionenmetropole lahmgelegt hat. Zuletzt kam es dabei auch vermehrt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und der Polizei. In der chinesischen Regierung werden inzwischen Vergleiche zum Terrorismus gezogen. Das schürt Sorgen, dass die Sicherheitskräfte demnächst härter durchgreifen könnten.

Ein Vertreter der US-Regierung rief alle Seiten dazu auf, auf Gewalt zu verzichten. Der Mehrheitsführer der Republikanischen Partei im US-Senat, Mitch McConnell, erklärte, ein Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten wäre vollkommen inakzeptabel. Er lobte die Demonstranten dafür, dass sie sich der Kommunistischen Partei Chinas mutig entgegenstellten.

Die Proteste hatten sich an Plänen der Regierung für ein Gesetz zur Auslieferung von Beschuldigten an China entzündet. Regierungschefin Carrie Lam hat den Entwurf zwar für tot erklärt. Allerdings weiten sich die Proteste seit Mitte Juni stetig aus. Mittlerweile fordern die Demonstranten den Rücktritt Lams, der sie zu große Nähe zur Führung in Peking vorwerfen.

Lam hat ihrerseits am Dienstag die anhaltenden Proteste in der Stadt erneut scharf kritisiert. Es hätte zahlreiche "illegale Aktivitäten im Namen der Freiheit" gegeben, sagte sie. Es werde vermutlich lange dauern, bis sich das Finanzzentrum Asiens von den gegen die Regierung gerichteten Protesten erholt haben werde. Zuvor hatte die Staatsmacht erklärt, bei den seit rund zwei Monaten andauernden Demonstrationen hätten sich "Keime von Terrorismus" gezeigt. Das schürt Sorgen, dass die Sicherheitskräfte demnächst härter durchgreifen könnten.

Der früheren britischen Kronkolonie Hongkong wurden nach der Übergabe an China 1997 besondere Rechte wie das der freien Meinungsäußerung eingeräumt. Diese Rechte sehen die Regierungskritiker in der chinesischen Sonderverwaltungszone nun gefährdet.

(sbl/Reuters)
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