Geschäfte schließen sich Bewegung an Iranische Aktivisten rufen zu neuen Protesten und Streiks auf

Dubai · Aktivisten im Iran haben zu neuen landesweiten Protesten und Streiks aufgerufen. Die sogenannten 14-15-16-Proteste sollen von Montag bis Mittwoch dauern. Offenbar sind zahlreiche Geschäftsleute im Iran dem Aufruf gefolgt. Am Montag blieben in vielen Städten Läden zu.

Mahsa Amini: So reagiert die Welt auf die Proteste im Iran
17 Bilder

So protestiert die Welt gegen den Tod der Iranerin Mahsa Amini

17 Bilder
Foto: dpa/Lorena Sopêna

Aktivisten im Iran haben zu neuen landesweiten Protesten und Streiks aufgerufen. Die sogenannten 14-15-16-Proteste – die Zahlen sind das Datum im persischen Kalendermonat Azar - sollen von Montag bis Mittwoch dauern und insbesondere das islamische System wirtschaftlich treffen. Daher wurden die iranischen Bürger auch aufgerufen, an diesen drei Tagen Einkäufe zu vermeiden, um so jegliche Geldzirkulation im iranischen Bankensystem zu verhindern. Besonders in den wirtschaftlichen Zentren wie Basars in Großstädten sollen möglichst viele Geschäfte geschlossen bleiben, so die Aktivisten.

Vor den dreitägigen Protesten sorgte die Aussage des iranischen Generalstaatsanwalts über die Auflösung der Sittenpolizei für Diskussionen im Land. Einerseits wurde dies als ein Etappensieg für die Frauenbewegung im Iran angesehen. Andererseits jedoch waren sich auch alle einig, dass dieser Schritt ohne eine Aufhebung des über 40 Jahre verhängten Kopftuchzwangs für die iranischen Frauen sinnlos wäre. „Die Auflösung der Sittenpolizei war notwendig, reicht aber nicht aus bis das Gesetz der obligatorischen Kleidervorschrift revidiert ist“, so der Kommentar des Politologen Abbas Abdi auf Twitter.

Die Sittenpolizei war der Auslöser der seit über zwei Monaten andauernden systemkritischen Aufstände in dem Land. Mitte September verhafteten die islamischen Sittenwächter die 22-jährige Mahsa Amini, weil unter ihrem Kopftuch angeblich ein paar Haarsträhnen hervorgetreten waren. Amini starb wenige Tage später im Gewahrsam der Sittenpolizei. Seitdem protestieren im Iran Menschen gegen das islamische System und dessen unzeitgemäße Gesetze und Vorschriften.

Für Beobachter sind Aussagen wie Auflösung der Sittenpolizei, Versprechen im Parlament über eine Revision der Gesetze oder geplante Untersuchungsausschüsse nur der Versuch des Systems, die angespannte Lage vor den dreitägigen Protesten zu beruhigen.

Zahlreiche Geschäftsleute in iranischen Städten haben am Montag ihre Läden geschlossen gehalten und sind damit dem Aufruf der Protestbewegung gefolgt. Der Twitter-Account 1500tasvir mit 380.000 Folgenden, der die Proteste eng begleitet, zeigte Videos, auf denen geschlossene Geschäfte in Innenstädten zu sehen waren, wie etwa im Bazaar in der Hauptstadt Teheran und anderen Städten wie Karaj, Isfahan und Schiraz. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte dies unabhängig zunächst nicht bestätigen. Zeugen berichteten allerdings von einer massiven Präsenz der Basidsch-Miliz im Zentrum Teherans.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, ein Juwelier-Geschäft des früheren Fußball-Stars und Bayern-München-Spielers Ali Daei sei von den Behörden abgeriegelt worden nach der Ankündigung, für den dreitägigen Generalstreik geschlossen zu bleiben. Auf 1500tasvir waren auch Bilder aus kleineren Städten wie Bodschnourd, Kerman, Sabsevar, Ilam, Ardabil mit ebenfalls geschlossenen Läden zu sehen. Die kurdisch-iranische Menschenrechtsgruppe Hengaw teilte mit, 19 Städte im Westen Irans, wo die meisten Kurden des Landes leben, hätten sich dem Streik angeschlossen.

 Demonstranten protestieren im September 2022 in Teheran.

Demonstranten protestieren im September 2022 in Teheran.

Foto: dpa/Uncredited

Entzündet hatten sich die Proteste am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam gestorben. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Hunderte Menschen sind bei den Protesten seitdem ums Leben gekommen. Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Mohammad Dschafar Montaseri vom Wochenende wurde die Sittenpolizei mittlerweile aufgelöst, offenbar um weitere Proteste zu vermeiden. Zuständig für die Sittenpolizei ist allerdings das Innenministerium, von dem es zunächst keine Stellungnahme gab.

(boot/kj/rtr/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort