Proteste gegen Rentenreform in Frankreich Die Angst vor der sozialen Explosion

Nach der Umgehung des Parlaments bei der Rentenreform werden die Proteste in Frankreich gewalttätiger. In der Nationalversammlung werden in Kürze zwei Misstrauensanträge gegen die Regierung abgestimmt. Die „Grand Nation“ ist tief gespalten.

Demonstranten demonstrieren am Concorde-Platz in der Nähe der Nationalversammlung in Paris.

Demonstranten demonstrieren am Concorde-Platz in der Nähe der Nationalversammlung in Paris.

Foto: dpa/Thomas Padilla

Der Pariser Place de la Concorde lag am Donnerstagabend unter einer dicken Wolke aus Rauch und Tränengas. Barrikaden und Müllberge brannten rund um den Platz, den 10.000 Demonstrierende spontan besetzten, nachdem Präsident Emmanuel Macron für seine Rentenreform auf ein Parlamentsvotum verzichtet hatte. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die Protestierenden ein, die die Beamten mit Wurfgeschossen bewarfen. Ähnliche Szenen spielten sich in Marseille, Rennes und Nantes ab. Die spontanen Proteste dürften nun die Bewegung gegen die Rentenreform radikalisieren. Denn die Aktivierung des Verfassungsartikels 49.3, mit dem Macron kurz vor dem angesetzten Votum die Nationalversammlung überging, facht die Wut der Demonstrierenden an. „Der 49.3 ist die schlechteste Lösung, diejenige, die uns zur sozialen Explosion bringen kann“, warnte Cyril Chabanier von der Gewerkschaft CFTC in der Zeitung „Le Monde“.